Vorspiel
Eine Erfindung im Fernsehen
Es war der 26. November 1975. Die überraschten Fernsehzuschauer sahen in der Sendereihe "Umschau aus Wissenschaft und Technik", wie ein junger Physiker aus Berlin namens Wolfhart Willimczik eine Erfindung vorführte. Es war eine Drehkolbenmaschine, die verschiedene Zwecke erfüllen könnte: Wasserpumpe, Vakuumpumpe und Kompressor.
Hier läuft das Funktionsmodell als
Wasserpumpe, . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Vakuumpumpe, . . . . . . . . . . . . . . . . .Kompressor.
Eine neue Drehkolbenmaschine in "Umschau aus Wissenschaft und Technik" vom 26.11.1975
Viele glaubten es wären drei verschiedene Maschinen vorgestellt worden, weil sie noch nie gesehen hatten, dass man mit einer Wasserpumpe für Hauswasseranlagen auch mal schnell einen Reifen mit Luft füllen kann, wenn man gerade keinen Kompressor zur Hand hat. Dieser Clip mußte auf Wunsch der Zuschauer später mehrmals wiederholt werden.
Es meldeten sich auch viele Betriebe, die Interesse an dieser Erfindung hatten.
Sie kamen auch zu ihm und machten selbst Messungen mit seinem Funktionsmodell und waren zufrieden, hier die Firma VEB Kombinat Nagema, F.u. E. Außenstelle Halle, Gütchenstr. 1.
Nachdem er auch seinen umweltfreundlichen Drehkolben- Zweitaktmotor im Fernsehen vorgestellt hatte wurde der Wolfhartmotor weltweit bekannt und eine ernsthafte Konkurrenz zum Wankelmotor. Beide Erfindungen waren nun in aller Munde. Die Welt fragte sich nun: Wankel- oder Wolfhartmotor? . . Link an CD
Durch die Unterstützung der Industrie war es nun leicht, diese Maschinen praxisreif zu machen und in verschiedenen Anwendungen auf den Markt zu bringen. Sie waren einfach zu bauen und in vielen Eigenschaften bestehenden Pumpen und Kompressoren überlegen. Am Ende wären alle glücklich; die Betriebe, weil sie nun ein besseres Produkt verkaufen konnten; die Käufer, weil sie nun bessere Pumpen und endlich einen leisen und ölfreien Kompressor für jeden gewünschten Druck hatten; der Erfinder, weil er endlich genug Geld hatte um seine Familie zu ernähren. Alle waren glücklich und zufrieden.
Das Häuschen der Familie Willimczik in Schulzendorf bei Berlin, Salzgitter Straße 37.
Meine Söhne René und Ronny Willimczik in unserem Haus in Schulzendorf bei Berlin.
Jetzt hatten sie zu lachen und lebten glücklich und zufrieden in einem kleinen Häuschen mit Garten...
- happy end (?) -
Dieses märchenhafte Ende dieser Story war natürlich nur der Wunschtraum des Autors. Der vom DDR-Fernsehen ausgestrahlte kurze Clip sollte eigentlich die Vorschau auf eine kommende Reportage sein, die es aber nie gegeben hat. Nie wieder haben die Zuschauer etwas von diesem Erfinder gesehen. Keine Fernsehstation in der gesamten Welt hat es seitdem gewagt, diesen Mann oder auch nur eine seiner Erfindungen zu zeigen. (Die Angst vor den Kommunisten steckt scheinbar auch heute noch nach der Jahrtausendwende den Verantwortlichen zu tief in den Knochen.)
So wie es einem Wissenschaftler um den Fortschritt ging, bemühte sich ein anderer alles wieder zu zerschlagen. Letzterer hieß Hans-Peter Wagner (geb.19.09.1940) und hatte gerade zusammen mit einem anderen führenden Genossen an der juristischen Hochschule Potsdam eine Doktorarbeit unter folgendem Thema geschrieben:" Die Bekämpfung der imperialistischen Ost- und DDR-Forschung und ihrer Einrichtungen in der BRD" JHS, GVS MfS 160 - 50/74 I/II, magna, 31.05.74.
Es wurde aber kein fairer Zweikampf, denn Dr. jur. Wagner kämpfte nicht nur mit Worten; er hatte als Hauptmann beim Staatssicherheitsdienst (SSD) die Macht seinen Worten Taten folgen zu lassen. Ein Heer von skrupellosen Gefolgsleuten führte jeden seiner Befehle aus; von einer einfachen Desinformation bis hin zum Mord. Schon lange vor der Fernsehsendung hatte er den Kernphysiker und Erfinder Wolfhart Willimczik aus Schulzendorf in seinem Visier, denn seine Erfindungen bedrohten die Sicherheit des Staates, weshalb nach der Logik eines Offiziers des Staatssicherheitsdienstes der Fall Willimczik ein klarer Fall für den Staatssicherheitsdienst war. Die unglaublichen Dinge, die der SSD mit diesem Erfinder und seinen Erfindungen anstellte, sollte die Welt aber nie erfahren.
Der bärtige Mann auf dem Bildschirm - das bin ich. Ich habe diese Maschine erfunden, gebaut und dem Aufnahmeteam des Fernsehens vorgeführt. Ich habe auch die darauf folgenden Ereignisse erlebt - und überlebt. So bin ich der Einzige, der die ganze Geschichte mit den bis heute geheim gehaltenen Hintergründen erzählen kann. Die Dinge, die die Welt nie erfahren sollte, können sie nun hier - und nur hier lesen.
(Der unschöne Streifen auf dem Bildschirm ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass dieses Bild tatsächlich aus DDR-Zeiten stammt.)