Nachruf auf den Dokumentarfilmer Dirk Sommer

Der junge Dokumentarfilmer Dirk Sommer aus Leipzig starb viel zu früh am 8.4.2003 bei einem Verkehrsunfall in der Ukraine - kurz nachdem er bei mir Filmaufnahmen gemacht hatte, für die niemand sonst genügend Courage gehabt hatte. Sein Tod hat mich sehr betroffen gemacht - nicht nur, weil wir uns persönlich kennen gelernt und angefreundet hatten, sondern weil sein Filmprojekt „Der Erfinder“ mir wahrscheinlich mein Leben wiedergegeben hätte.

Ich war/bin in großen Schwierigkeiten. Behörden helfen mir nicht – sie sind Teil des Problems: Die Verfolgungen begannen  in der ehemaligen „DDR“ durch den SSD und halten bis heute an. Es besteht seit 1975, als ich eine meiner Erfindungen im Fernsehen zeigte, gegen mich ein Einstellungsboykott, was heute praktisch weltweit gilt. Keinem Betrieb wird es erlaubt, sich mit meinen Erfindungen zu beschäftigen. Auch Journalisten lassen meinen Fall schnell wieder fallen, sobald sie merken, dass unsichtbare, aber tödliche Kräfte dahinter stehen.
In dieser aussichtslosen Lage war ich froh, dass sich junge Dokumentarfilmer aus Leipzig (Leute, die ihre eigenen Erfahrungen mit der Stasi gemacht haben) der Sache annahmen. Überrascht war ich, dass sie im Februar 2003 tatsächlich zu mir nach Florida kamen und Aufnahmen zu ihrem Dokumentarfilm „Der Erfinder“ machten. (Ich glaube etwas nur, wenn ich es mit eigenen Augen sehe.) 

        
Das Filmteam aus Leipzig bei mir in Bradenton 2003, vergleiche dazu das Filmteam aus Adlershof bei mir in Schulzendorf 1975 (rechts)

Herr Dienelt vom Fernsehen in Berlin/Adlershof  hatte 1975 die Kommunisten ausgetrickst, indem er den Beitrag über eine Drehkolbenmaschine von mir in eine schon fertige Sendung „Umschau aus Wissenschaft und Technik“ hineingeschnitten hatte und alles sofort ausgestrahlt worden war. Heute lebt er allerdings auch nicht mehr. (Seitdem ist es mir nie mehr gelungen eine meiner Erfindungen auch nur einige Sekunden ins Fernsehen zu bringen, obwohl ich heute bessere Erfindungen zeigen könnte.)

 
Mein letztes Bild/Video von Dirk Sommer

Natürlich hatte ich auch etwas Angst um das Filmteam, als sie sich bei mir verabschiedeten, denn in dem Film geht es nicht nur um verhinderte Erfindungen, sondern auch um eine lange Kette von mysteriösen Todesfällen, die sich wie ein blutroter Faden durch mein Leben zieht.
Wenn ein Journalist plötzlich und unerwartet zu Tode kommt, sollte man sich zuallererst fragen, an welchen Projekten er zuletzt gearbeitet hat - ob es was zum Aufdecken gab.

Hier ist seine letzte E-Mail an mich vom 27.3. 2003, also 2 Wochen vor seinem Tode:

Original Message -----

From: Dirk Sommer

To: wolfhart@tampabay.rr.com

Cc: Arndt Ginzel

Sent: Thursday, March 27, 2003 5:24 AM

Subject: Grüße aus Leipzig

Lieber Wolfhart, wir sind fleißig am Sichten des Filmmaterials. Ich sage Dir, wir haben gute Arbeit geleistet. Die Aufnahmen machen deutlich, wie die Erfindungen funktionieren und zeigen auch ein Stück von Deinen Alltagsleben. Wir präsentierten schon einen Teil des Materials unserer Produzentin, die Reaktion war sehr gut. In den nächsten Wochen werden wir den 5 Minuten Trailer schneiden. Obwohl 5 Minuten nicht sehr lang klingt, wird es dennoch einige Arbeit bereiten. Danach beginnt die Tingeltangel-Tour zu den Fernsehredaktionen, die müssen Geld für den Dokumentarfilm herausrücken. Also ... werde nicht ungeduldig, wir bleiben weiter am Ball. Ansonsten naht der Frühling in Leipzig. Es wird nicht lange mehr dauern und ich kann den Feierabend-Rotwein wieder an der frischen Luft trinken.

 Viele Grüße Dirk

 Das war das Letzte was ich von ihm hörte.

Sein Andenken werde ich in Ehren halten.


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