Eine neue Entwicklung

 

Nachdem wir ihm seine Existenz zerstört hatten, mussten wir mit ansehen, wie der Erfinder unter unseren Augen schon wieder eine neue Erfindung zusammen mit einem Betrieb entwickelte. Dies konnte aber durch einen Genossen am rechten Platz am Schreibtisch erledigt werden.

Als Nebenprodukt der flächendeckenden Ermittlungen fand ich keine Arbeit mehr. Auch das Arbeitsamt stellte nach einigen Jahren fest;"nicht mehr vermittelbar". So war alles was ich gelernt hatte für die Katz. Arbeiten durfte ich nicht, aber Tennis spielen durfte ich. Ich war ja im Tennisclub Gernlinden. Ich spielte oft mit einem Neuen namens Schulenburg Tennis, der kurz nach mir auch in diesen Club kam und wundersamerweise immer Zeit für mich hatte, wenn alle anderen arbeiten mussten. So ist es kein Wunder, dass unsere beider Namen bald ganz oben in der Rangliste erschienen.

Im Tennisclub Gernlinden wurde aber nicht nur Tennis gespielt. Es war ein Zentrum des gesellschaftlichen Lebens. Man konnte leicht Menschen kennen lernen. (Nicht alles waren SSD-Agenten, nur alle diejenigen, die sich um mich "kümmerten".) Als ich meine Pumpe, die ich im Keller gebaut hatte, im Tennisclub vorführte, wusste jeder was ich machte. So kam es, dass sich einer meldete, der sich für meine Pumpe interessierte.

 

 

Er arbeitete bei Erdgas Südbayern, die gerade ein Pumpenprinzip für einen Kälteprozess suchten. Jeder weiß, dass überall wo gekühlt wird, Kompressoren vor sich hin blubbern. Das müsste aber gar nicht so sein. Eine wesentlich kleinere und leisere Pumpe könnte auch verwendet werden, nur wurde bisher keine geeignete gefunden. Das Problem ist dabei, dass keine Pumpe auf dem Markt ein Gas-Flüssigkeitsgemisch gegen einen hohen Druck fördern kann

Es war also ein Anwendungsfall, für den es bisher keine geeignete Pumpe gab. Ich nahm diese Herausforderung an.

Mein Modell konnte dies auch nicht, aber das Starrflügelprinzip konnte man ja verändern: Zunächst musste die Abdichtung verbessert werden. Alle Teile mussten hier mit Berührung laufen, die aber aus Verschleißgründen so leicht wie möglich gehalten werden sollte. Runde Formen (Zylinder) erzeugen einen besseren Kontakt, also bekam die Ringnut einen runden Querschnitt. Weil es hier aber kein vollständiger Kreis ist, sind Kolbenringe nicht nötig. Eine Bewegungsfreiheit des Rotors mit den starren Flügeln in axialer Richtung gewährt einen guten Kontakt zwischen den Flügeln und der Ringnut.

Um die Abdichtung an den Flügelflanken zu verbessern habe ich alle Flügel weg gelassen, die eine Winkeldeviation erzeugen würden. Nur ein Winkel von 180° bzw eine Gerade ist invariant gegenüber schrägachsigen Koordinatentransformationen. Ergo habe ich nur zwei gegenüberliegende Flügel verwendet. Axial musste der Scheibenrotor zwischen geläppten Flächen genau eingepasst werden, oder es mussten elastische Teile verwendet werden.

Aber das größte Problem war das der Flüssigkeitsschläge beim Pumpen des flüssigen Kältemittels mit Gasblasen gegen einen hohen Druck. Bei Kolbenpumpen hilft man sich durch außen angebrachte Windkessel, die starke Pulsationen dämpfen sollen. Ich erzeugte direkt in der Pumpe mitrotierende Windkessel, indem ich im Scheibenrotor entsprechende Ausnehmungen schuf. Dort konnten sich die Gasblasen sammeln und direkt über dem Arbeitsraum schwebend dämpfend wirken. Dies funktionierte tatsächlich so. Vorteilhaft ist auch bei diesem Prinzip, dass zwischen den Flügeln und der Antriebswelle keinerlei Gelenke sind, die durch Flüssigkeitsschläge ausschlagen könnten.

Ich konnte Herrn Bauch von meinen Ideen überzeugen. Er versuchte dann bei seiner Leitung einen

Entwicklungsauftrag dafür zu bekommen. 1982 war es dann so weit. Es gab einen offiziellen Entwicklungsauftrag . Der finanzielle Rahmen für mich war mit 2000,-DM zwar bescheiden, aber ich tat es trotzdem. Gemeinsam fuhren wir zu verschiedenen Betrieben, um die Teile für die Pumpe herstellen zu lassen. Eine Firma Röpke in Olching erklärte sich bereit, die Pumpe zu bauen und machte es auch. Nur brachte die Pumpe nicht den nötigen Druck. Das Projekt war am Scheitern.

Um der Sache auf den Grund zu gehen nahm ich die Pumpe mit nach Hause. Ich sah, dass sie einfach zu ungenau und schlampig hergestellt war. Mit primitiven Mitteln korrigierte ich die gröbsten Fehler. Dann testete ich sie und sie brachte nun den nötigen Druck. Sie wurde dann auch bei Erdgas Südbayern getestet, d. h., sie wurde im Auftrage bei einer Pumpenfirma getestet. (Es war eine Pumpenfirma, bei der ich schon früher rausgeworfen worden war.)

 

 

 

Video 1 . . . Video 2

Mein Starrflügelverdrängerprinzip in einer Entwicklung als Kältemittelpumpe für Erdgas Südbayern.

 

Die Tests waren positiv. Es wurde festgestellt: "Es waren in keinem Betriebszustand Flüssigkeitsschläge feststellbar". (Dies allein machte meine Pumpe schon einmalig.)

"Selbst bei längerem Trockenlauf war keine wesentliche Temperaturerhöhung an der Pumpe festzustellen."

Im abschließenden Bericht des verantwortlichen Mitarbeiters Herrn Bauch ist dies zu lesen. Außerdem wurde von ihm eine Fortsetzung der Entwicklungsarbeiten empfohlen, bis ein serienreifes Produkt auf den Markt gebracht werden kann.

Dann passierte es: Erdgas Südbayern hatte natürlich auch einen SSD-Agenten in der Leitung, der - wie es der Zufall wollte - sogar im gleichen Club Tennis spielte. Dieser Genosse H.S. zerschlug alles mit einem Federstrich, was wir in jahrelanger Arbeit geschaffen hatten. Weil Herr Bauch nicht verstehen konnte, warum eine aussichtsreiche Entwicklung nach positiven Tests einfach eingestellt werden sollte geriet er in Streit mit ihm und musste am Ende den Betrieb verlassen. So einfach war das für den SSD. Die Genossen handelten immer aus hohen Machtpositionen heraus und konnten so alles sabotieren, was sie gerade wollten. In diesem Fall - wie auch in allen anderen - taten sie es einfach, weil es eine Erfindung von mir war.

Wenn dies nicht geschehen wäre, könnte es heute leise und effektive Kühlaggregate mit dieser Pumpe geben.

Diese Vorgehensweise des SSD in der BRD war kein Einzelfall, sondern typisch. (Im Kompressorenwerk Gauting hatte der SSD festgelegt, dass keine Kompressoren mehr hergestellt werden, als ich mit meinem Kompressor dort aufgetaucht war etc.) Sobald ich mit einer Erfindung in einem Betrieb auftauchte, wurde der entsprechende Genosse aktiviert und schritt zur Tat. Sollte es vorkommen, dass der SSD tatsächlich in einem Betrieb keinen Genossen in der Leitung hatte, wurde einer heran geschafft, sobald ich dort aufgetaucht war. (Deshalb hätte man mich auch als Besen verwenden können, um Betriebe vom SSD zu säubern, aber so intelligent war keiner. Ich konnte auch niemanden finden, der überhaupt etwas gegen des SSD unternehmen würde.)

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