"PCM - INDUSTRIES"

- Die Kommunisten morden weiter -

Die Genossen des KGB, Sektion Point West, die den Erfinder überwachten, gaben Alarm. Er hatte jemanden gefunden, der mit ihm zusammen schon dabei war, die Serienproduktion seiner Erfindungen vorzubereiten. Ein Abwerben aller dort beschäftigten Arbeiter war zwar erfolgreich, konnte sie aber nicht stoppen. Ein hoher Offizier machte einen Hausbesuch beim Erfinder. Er erklärte dem Erfinder die Bedingungen, die der KGB ihm auferlegte, wenn er eine Firma gründete: Er müsse den KGB als kontrollierendes Organ und als Teilhaber in der noch zu gründenden Firma mit hineinnehmen, was er aber nicht akzeptieren wollte. Deshalb wurde ihm ein Ultimatum gestellt. Als das gesetzte Ultimatum abgelaufen war, wurde gehandelt...

Alle Bemühungen, meine Erfindungen in den USA zu vermarkten, wurden genauso sabotiert wie in Deutschland, nur noch schneller und gründlicher. Langsam mußte es dem Dümmsten klar werden - also am Ende auch mir, daß der SSD, der KGB oder beide immernoch ihre schmutzigen Finger drin hatten. Es gab offenbar keinen einzigen Ort auf dieser Erde, wo ich frei atmen konnte. Ich brauchte die Freiheit mehr als andere - und die Kommunisten hatten sich ausgerechnet mich als ihre Zielscheibe ausgesucht. Mein Leben nüchtern analysierend, fand ich nichts mehr, wo die Kommunisten nicht in irgendeiner Weise mitspielten. Mir gelang es nicht einmal mehr, ohne den KGB Tennis zu spielen. Egal wohin ich ging, mit wem ich sprach; ich rannte immer wieder in eine Falle der Kommunisten.

Ich mußte meine Taktik ändern. Die großen Betriebe, die offenbar alle an einer verseuchten Informationsquelle hingen, ließ ich links liegen und ging auf die Suche nach einem Partner, mit dem ich eine eigene Produktion aufbauen konnte. Für eine eigene Produktion hatte ich ja extra das einfach herzustellende Drehkolbenprinzip erfunden. Hätten die Kommunisten mir meine beiden Söhne gelassen, hätte ich es schon mit ihnen machen können, eine Firma aus einer Garage zu starten. Soetwas wäre hier immernoch möglich. Davon konnte ich aber nur träumen.

So suchte ich und fand in Sarasota einen Unternehmer namens Bert Herman, den ich sofort für meine Ideen begeistern konnte, als ich ihm einige meiner Erfindungen vorführte. (Die Bilder von ihm sind eigenartigerweise alle verschwunden.) Er hatte eine Firma P&J HI TECH INC. in Lima, Ohio und hier in Florida die P&J MFG. CO. mit einem geeigneten Maschinenpark. Er war gewillt, mit mir zusammen meine Erfindungen auf den Markt zu bringen. Wir brauchten keinen langen Vertrag, wir fingen einfach an. Es war nicht so sehr eine Verbindung zwischen einem Erfinder und einem Betrieb; es war eine Verbindung zwischen zwei Menschen, die sich vertrauten und nun an einem gemeinsamen Ziel arbeiteten. Er war genau der richtige Mann. Ich hatte großes Glück, ihn gefunden zu haben. Als ich ihm fairerweise auch von der Möglichkeit einer Sabotage durch den KGB erzählte, lachte er nur. Das war gut so, dachte ich, er würde sie nur auslachen. So war ich ja selber schon immer mit den Kommunisten umgegangen. Jetzt konnten sie uns nur noch mit Gewalt stoppen, aber daran glaubte ich nicht, denn der Kalte Krieg war ja offiziell vorüber. Außerdem würden die Amerikaner dabei sicherlich nicht untätig zusehen. Wir begannen sofort, die Produktion vorzubereiten. Zuerst wollten wir den Wasser-Hydraulikmotor auf den Markt bringen, weil es zu diesem Zeitpunkt überhaupt keinen auf dem Markt gab - wir also völlig konkurrenzlos sein würden. Ich wußte, daß die Wasserhydraulik sehr gefragt war, besonders dort, wo man kein Öl verwenden konnte, weil es brennt oder aus anderen Gründen.

Sein Arbeiter Clarence T. William, machte die ersten Teile. Anfangs war er sehr gewissenhaft, dann wurde er aus einem nicht erkennbaren Grunde immer langsamer, machte dafür aber immer mehr Fehler. Ich mußte ihm immer mehr erklären. Dabei schien er sich gar nicht mehr dafür zu interessieren, wie er die Teile zu machen hatte; er wollte nur noch wissen, wie alles funktionierte, wo das Geheimnis meiner Erfindung lag.

Dieses Verhaltensmuster kannte ich ja schon. Für mich war das ein Zeichen, daß er Kontakt mit Kommunisten hatte.

Ich war zu dieser Zeit viel zu dem Betrieb in Sarasota unterwegs, machte von meinem Haus aus viele Telefonate und Bert Herman besuchte mich auch öfters. Dabei konnte ich auf die Dauer nicht übersehen, daß mein Nachbar James Cassidy, direkt gegenüber meinem Haus, immer genau zu dem Zeitpunkt herauskam, wenn ich Besuch bekam. Niemand konnte mich besuchen, ohne von ihm beobachtet zu werden. War es pure Neugierde oder mehr? Um diese Frage zu beantworten, mußte ich ihn genauer und über einen längeren Zeitraum unter die Lupe nehmen. (Leider war meine Videokamera seit der Aufnahme von Robert Powers' Auftritt von 1993 kaputt und konnte trotz vieler Versuche in Deutschland nicht repariert werden. Einem Manager einer großen deutschen Kamerafirma wurde dies nach einigen Jahren offenbar zu peinlich, denn 1998 bekam ich endlich dafür eine neue geschickt, allerdings keine S-VHS Kamera mehr. Es fehlen dadurch viele Videoaufnahmen von Aktionen des SSD aus dieser Zeit.) Was mir an meinem Nachbarn auffiel, war und ist (falls dieses Buch seine Gepflogenheit nicht ändert), daß er immer pünktlich herauskam, wenn ich am Telefon einen Besuch bei mir mit jemandem vereinbart hatte. Aber nicht nur das, er erschien selbst pünktlich, wenn mein Besuch sich verspätete oder gar nicht kam. Es konnte also nicht bloße Neugierde sein. Hatte ich schon wieder einen Wachposten vor der Tür?

Zwischen meinem Telefon und meinem Nachbarn schien es eine Verbindung zu geben. Bevor ich jemanden verdächtige, muß ich mich erst selber überzeugen.

Ab jetzt beobachtete ich es genau, ob es da eine Korrelation gab, die nicht mehr zufällig sein konnte. Ich betrachtete dies nun rein wissenschaftlich als zwei unabhängige Ereignisse (was sie ja auch sein sollten, wenn keiner mein Telefon abhörte); das Erscheinen meines Nachbarn James und Worten, die an meinem Telefon gesprochen wurden. Ich hatte ja gelernt, wie man das zu machen hat. Die mathematische Prozedur heißt "Überprüfung auf statistische Reinheit." Ich kann es gleich vorweg nehmen; es gibt bis heute, also über einen Zeitraum von mindestens 4 Jahren, keinen einzigen Besucher, der nicht von meinem Nachbarn James Cassidy beobachtet worden wäre.

Um ganz sicher zu gehen, machte ich außerdem eine Testreihe. Ich vereinbarte am Telefon fiktive Besuche bei mir, die natürlich alle nicht kamen, aber James Cassidy erschien jedesmal pünktlich auf der Bildfläche. Ich brauchte keine Wahrcheinlichkeitsrechnung zu machen, denn es gab keine einzige Ausnahme. James Cassidy hat die Tests 100%ig bestanden. Er nahm seine Aufgabe offenbar sehr ernst.

Wenn das alles wäre, könnte man drüber lachen; er hat aber alle seine Beobachtungen an seine Vorgesetzten weiter- gegeben, besonders die Autonummern, mit denen der KGB leicht die Namen aller meiner Besucher herausfinden konnte.

Jetzt war mir klar; ich hatte wieder einen Wachposten vor meiner Türe, genauso wie es in Village Green, in Olching oder in Schulzendorf gewesen war. Aber wie gefährlich war dieser Mann?

Das sollte sich bald herausstellen. Das Resultat seiner Spionage ließ nicht lange auf sich warten. Es passierte etwas in dem Betrieb von Bert Herman. Der Arbeiter Clarence T. William machte seine Arbeit nicht nur immer schleppender und schlechter, sondern kündigte plötzlich. Jemand - den er nicht nennen wollte - hatte ihm ein Angebot gemacht, das er einfach nicht ausschlagen konnte...

Da er jetzt wegging, wollte ich noch eine Geheimhaltungs- verpflichtung von C. William unterschrieben haben. Er war aber schon gar nicht mehr im Betrieb zu sehen. Er hatte sich aber noch Geld abzuholen. Bei dieser Gelegenheit wollte ich ihn abfangen.

Es war der 13. Januar 1995. Bert sagte ihm am Telefon, daß er sich das Geld jetzt holen könne; er sagte ihm aber auch, daß ich auch auf ihn wartete.

Zuerst kam überhaupt keiner. Wir standen schon vor der Türe und wollten beide nach Hause fahren, da kam ein Mann um die Ecke gefahren und fuhr schnurstracks auf uns zu. Er erinnerte mich auf den ersten Blick an den Genossen Witzel. Er war sportlich, trug eine dunkle Sonnenbrille und Tennisschuhe - die Standard- Ausstattung des SSD und KGB. Obwohl ich ihn anstarrte, fragte er nicht mich, sondern Burt Hermann nach irgendeinem Weg. Dieser zeigte ihm die Richtung. Damit war er aber nicht zufrieden, er wollte es aufgezeichnet haben. Beide gingen ins Büro und ich schaute mir die Sache interessiert von der Seite an. Ich bemerkte, daß sich der Mann für das, was Bert Herman ihm zeigte, gar nicht interessierte, sondern sich nur im Betrieb umschaute. Langsam hatte ich Erfahrung mit diesen Typen, die scheinbar grundlos in einem Stadium höchster Anspannung und Nervosität waren, und es mit einer zwanghaften Lässigkeit zu überspielen versuchten. Dies alles - und gerade zu diesem Zeitpunkt - schien mir verdächtig. (Der SSD deckte immer alles was er tat mit logisch erscheinenden Dingen ab, kann aber niemals den richtigen zeitpunkt seiner Aktionen tarnen.) Deshalb schrieb ich mir seine Autonummer auf: LGS 78 U. Ob es auch sein eigener Wagen war, wußte ich natürlich nicht. Jetzt wurde ich neugierig. Als er wieder weg fuhr, folgte ich ihm um die Ecke. Er unterhielt sich gerade mit jemandem von Auto zu Auto. Fragte er schon wieder nach dem Weg? Der andere Wagen kam jetzt näher. Es war C. William! Er hatte offensichtlich einen seiner neuen Freunde vorgeschickt, um zu sehen, ob die Luft rein ist. Nachdem ihm sein neuer Freund

versichert hatte, daß es keine Falle für ihn war, kam er um die Ecke gefahren, um sich sein Geld

abzuholen. Er hatte offenbar befürchtet, verhaftet zu werden. Er war ja kein kaltblütiger KGB-Killer, sondern nur vom KGB benutzt. Als er mit Bert Hermann sprach, wollte er nur sein Geld haben, aber nichts für mich unterschreiben. Ich hätte dagegen nichts machen können. Hier war aber das erste Mal in meinem Leben ein Mann auf meiner Seite. Bert Hermann schrieb per Hand eine Geheimhaltungsverpflichtung (siehe Anhang 17), die C. William erst unterschreiben mußte, bevor er sein Geld bekam. Zögerlich unterschrieb er. Er machte einen sehr nervösen und ängstlichen Eindruck auf mich. Ich wollte, daß er seinen Geburtstag mit hinschreibt, denn ich hatte gelernt, daß man außer dem Namen immer den Geburtstag haben muß, wenn man später eine Person suchen lassen will. Er hatte das offenbar auch gelernt und zögerte wieder. Bert Herman setzte selber den Geburtstag von William, den 27. November 1946, auf den unteren Rand der Verpflichtung. Die letzten Minuten hatten meinen Verdacht bestätigt, daß er vom KGB abgeworben worden war. Ich konnte ihn nicht dazu bringen, zu sagen, wer es war. Er sprach nur von einer großen italienischen Firma...

Nun gut, wenn er endgültig weg war, übernimmt eben ein anderer seine Arbeit, dachte ich. Daraus wurde aber nichts. Alle Arbeiter, die seine Arbeit hätten übernehmen können, kündigten ebenfalls. Na gut, dann stellen wir eben neue ein. Obwohl viele eine Arbeit suchten, sagten alle aus fadenscheinigen Gründen im letzten Moment wieder ab. Das Telefon des Betriebes wurde offensichtlich auch schon vom KGB abgehört, sodaß er jedesmal entsprechend reagieren konnte.

Das war zu dieser Zeit aber nicht das Einzige. Ich spürte überall, daß die Kommunisten den Druck erhöhten. Der KGB wollte wissen, was ich merkte und wieviel ich wußte. Da ich keine Freundin oder Freund hatte, den sie fragen konnten, mußten sie mich wohl oder übel selber fragen. Ich ging ihnen aber aus dem Wege. Ich ließ mich draußen kaum sehen. Wenn ich meine Post reinholte oder meinen Müllsack rausstellte, war die zeit zu kurz, mich anzusprechen. Deshalb ließen sie sich was einfallen -ganz nach der Art des KGB. Am Morgen des 22. Mai 1995 fand ich meinen Briefkasten am Boden. Jemand hatte ihn in der Nacht umgefahren.

Ich mußte die Sache reparieren; dabei kam mein Nachbar Robert Somerville zu mir und fing ein Gespräch an. Er versuchte mich auszufragen. Das mußte einen Grund haben. Am nächsten Tage sah ich viele Autos vor seinem Haus. Dort hielt der KGB offenbar eine Konferenz ab, bei der über kommende Maßnahmen entschieden wurde. Dazu hatten sie offenbar vorher wissen wollen, was ich wußte, merkte und tat.

Nach etwa 10 Tagen, der normalen Reaktionszeit des KGB, bekam ich dann Besuch von einem hohen Offizier...

Die Sache stank nun bis zum Himmel. Ich bat wiederum das FBI um Hilfe, weil ich befürchtete, daß noch mehr passieren wird. "Um einzugreifen, müsse erst etwas passieren", gaben sie mir zu verstehen.

Trotz dieser Schwierigkeiten machten Bert und ich alleine weiter. Wir suchten auch schon nach einem Standort für ein größeres Gebäude. Das fanden wir ganz in der Nähe. Den noch zu gründenden Betrieb nannten wir PCM-Industries (PCM- Pumps, Compressors, Motors). Ich machte eine Broschüre, um sie potentiellen Investoren vorzulegen und machte mich damit auf die Suche nach Venture-Kapital. Von der CFIC, einer Organisation, die Investoren und Unternehmer zusammenbringt wurde ein Treffen in Orlando organisiert. Ich fuhr hin. Es sah so aus, daß ich eine gute Chance hatte, Investoren zu finden. Jeder stellte sich kurz vor und sagte was er zu bieten hatte und was er suchte. Ich hatte mir einige Namen von Investoren aufgeschrieben und wollte gleich in der Pause jemanden persönlich ansprechen. Einer vertrat mir dabei den Weg und sprach mich an. Es war ein Herr Flounders, der mir versicherte, daß er mir helfen könne. Er würde mich besuchen kommen, um die Details zu besprechen. Ich war überrascht wie einfach es war, Millionen zu bekommen. Ich brauchte nicht weiter zu suchen. Er kam auch tatsächlich und brachte noch jemanden mit, der fließend deutsch sprach - welch ein Service!

Die Visitenkarten meiner beiden Besucher am 3. Juni 1995.

Als er ein ganzes Regal mit Funktionsmodellen von meinen Erfindungen sah, war er sichtlich überrascht. Anstatt sich einiges genauer anzusehen, zog er sich mit seinem Begleiter in mein Wohnzimmer zurück, wo er etwas alleine mit ihm zu besprechen hatte. Ich mußte sie alleine lassen. Sie brauchten überraschend lange Zeit, bis ich wieder mein Wohnzimmer betreten durfte. Wir setzten uns an den Tisch. Herr Flounders drehte den Schein meiner Stehlampe direkt in mein Gesicht und begann das Gespräch mit Fragen. Am meisten interssierte ihn, mit wem ich noch Verbindungen geknüpft hatte. Warum erinnerte mich das plötzlich an die Vernehmungen beim SSD in Potsdam? Mir ging ein Licht auf: Das war eine! (Wenn jman ihn unter die Lupe nehmen könnte, würde man unter Umständen feststellen, daß er genauso wie Genosse Altrock ein Anwalt war, dem man seine Lizenz entzogen hatte.) Wir konnten sie so rotzfrech sein, mich im Jahre 1995 in den USA, und dazu in meinem eigenen Haus vernehmen zu wollen? Sie waren abgesichert; keiner würde ihnen ein Haar krümmen. Er bohrte weiter nach Namen. Dann wollte er mit dem altbekannten Trick alle Rechte auf meine Erfindungen einstreichen. Als er sah, daß das nicht so einfach ging, wollte er an meiner noch zu gründenden Firma Teilhaber werden. Im Klartext hieß das, ich solle den KGB in meine noch zu gründende Firma lassen und ihm 2% der Firma geben. Ich fragte ihn nun konkret, wieviel Millionen er denn dafür investieren wolle. Überhaupt nichts, kam es jetzt zur Antwort. Er kenne aber eine Menge Investoren, denen er mein Projekt vorstellen wolle. Er schrieb dazu einen Vertrag (siehe Anhang 18). Ich unterschrieb ihn - er setzte nur das Datum darunter. Dann überlegte er eine Weile. Er hatte offenbar über etwas nachzudenken; wenn ich nur wüßte, was. (Er hatte die Tage bis zum 19.7.1995 zu zählen.) Dann schrieb er:" Diese Vereinbarung läuft in 45 Tagen ab, gerechnet vom 3. Juni 1995." Ich sah keinen Sinn darin. (Da das Ganze nichts weiter war, als eine Erlaubnis für ihn, Investoren für mich zu suchen, sah es so aus, als wenn die zeitliche Begrenzung von mir gesetzt worden wäre - war aber nicht. Dies war seine Idee.) Warum sollte er sich selber zeitlich beschränken, fragte ich mich. Ich erkannte die Bedeutung dieses Satzes nicht sofort. Er hatte nicht sich selber, sondern mir eine Frist gesetzt! Ich sollte es mir in dieser Zeit überlegen und nachgeben. Mit 2% von meinem Betrieb würde mich also der KGB in Ruhe lassen; ganz in der Art der Maffia. War der KGB vielleicht nichts anders als eine neue Maffia? Die Sprache des KGB war aber nicht so explizit und durchsichtig wie die der Maffia. Man muß sie erst studieren, um sie zu verstehen. Er hatte mir ein Ultimatum gestellt! Der Klartext hieß: Die Verhandlungsphase ist in 45 Tagen zuende, dann wird wieder scharf geschossen. Seine Geduld wird in 45 Tagen zuende sein. Ich solle gehorchen und tun, was er, d.h., der KGB von mir verlangte. Speziell sollte ich ihn zum Teilhaber der noch zu gründenden Firma machen. Dies war mir aber nicht sofort klar geworden.

Nach der Unterzeichnung gingen wir noch in ein deutsches Restaurant essen. Dort fragte mich Genosse Flounders wieder nach meinen Verbindungen. Ich fragte ihn zurück, ob das vielleicht der ganze Zweck seines Besuches gewesen sei. Er war so frei, es zu bestätigen. Ich sollte offenbar genau wissen, mit wem ich es zu tun hatte.

Irgendetwas war im Busch, das war zu spüren. Ich versuchte wieder das FBI einzuschalten, hatte aber wieder keinen Erfolg. Es mußte ja erst etwas passieren, bevor sie eingriffen.

Unter der Schirmherrschaft von CFIC trafen sich Investoren und Unternehmer in Orlando im Sommer 1995.

Später, als das Informationsblatt von CFIC erschien, sah ich, daß alle Beteiligten namentlich genannt worden waren - ein Name aber fehlte: Bob Flounders. Er wollte sicherlich nicht genannt werden und hatte dazu sicherlich auch einen Grund.

Ich arbeitete jetzt fast jeden Tag mit Bert Herman an einem Prototyp des neuen Wasser-Hydraulik-Motors. Ein Gehalt bekam ich nicht; war aber schon zufrieden, wenn er die Unkosten übernahm. Am 25. Juni 1995 schrieb Bert Herman einige Schecks für mich, unter anderem für meinen deutschen Patentanwalt.

Wir saßen in einer Gaststätte und ich merkte, daß wir von jemandem beobachtet wurden, dem ich schon seit langem beim Tennis aus dem Wege gegangen war, weil ich ihm nicht traute. Er tat, als wenn er mich nicht erkennen würde. Seine Anwesenheit gab mir ein schlechtes Gefühl in der Magengegend, denn ich wußte, daß es der SSD nicht sehen konnte, wenn jemand Schecks für mich ausschrieb. Das war streng verboten. Mein Instinkt war mal wieder dem Verstand weit voraus, denn diese Schecks konnten nicht mehr eingelöst werden... Ich hatte im ganzen Jahr 1995 nur einen einzigen festen Termin, und zwar am 19. Juli. Die Einwanderungsbehörde in Tampa hatte mir diesen Termin schon im Jahre 1994 gegeben (Anlage III 19 ). Ich sollte meine Daueraufenthaltsgenehmigung, die sog. "grüne Karte" bekommen. Es war der einzige Tag im Jahre 1995, an dem ich nicht mit Bert Herman zusammen sein konnte. Das wußte natürlich auch der KGB. Dieser Termin wurde oft genug an meinem Telefon erwähnt. Ich hatte ein ganz schlechtes Gefühl, als ich diesen Tag nach Tampa fuhr. Ich konnte mich auf nichts konzentrieren.

Man ließ mich lange warten. Das war vielleicht normal. Als ich aber nach mehreren Stunden nur noch ganz alleine im Wartesaal saß, und sich immernoch keiner um mich kümmerte, kam ich ins Grübeln. Ich wußte aus Erfahrung, daß soetwas nie etwas Gutes bedeutet. Dann kam plötzlich ein hübsches und aufgedonnertes Mädchen herein, die auch noch deutsch sprach und scheinbar für nichts weiter auf die Welt gekommen war, als jetzt mit mir zu flirten. Dazu stand mir nun nicht mehr der Sinn. Sie war außerdem von mehreren jungen Männern begleitet. Ich konnte diese Gesellschaft nicht einordnen. Es waren keine Kunden und keine Beamten. Die Sache roch nach einer Inszenierung, aber was sollte ich tun? Ich saß da wie ein Holzklotz, der nur darauf wartet, gespalten zu werden und sagte nichts mehr. Meine Gesellschaft gab endlich auf, mich zu bearbeiten und verschwand wieder. Zu meiner Überraschung aber nicht durch den Ausgang, sondern ins Büro, so als wenn sie hier zu Hause wären. Als dieser Auftritt vorbei war, wurde ich endlich herein gerufen. Eine Frau beschäftigte sich mit mir. Sie war kalt und glatt wie ein Eisberg, was ich bisher nur von Beamten in der DDR erlebt hatte. Es konnte aber nichts schief gehen, ich hatte mich ja auf alle Eventualitäten vorbereitet. Obwohl es nicht verlangt war, hatte ich z.B. instinktiv meine Kontoauszüge mitgebracht. Sie wollte sie tatsächlich alle sehen. Ich bekam das Gefühl, daß sie krampfhaft nach einem Grund suchte, mir die ersehnte Aufenthaltserlaubnis zu verweigern. Sie gab mir tatsächlich nicht meine "Grüne Karte", die inzwischen rosa ist. Es fehlte irgendein Zettel in meinen Unterlagen. So schickte sie mich wieder nach Hause. Ich suchte nach dem Zettel, und stellte fest, daß er sich in den Unterlagen bei ihr befinden mußte und rief sie als erstes am nächsten Morgen an. Der Zettel war tatsächlich da. Sie hatte ihn, vielleicht weil er so klein war, übersehen gehabt. Ohne diesen Fetzen Papier hätte ich nicht in den USA bleiben können. Ich merkte mal wieder, wie sehr unser Leben von einem kleinen Zettel abhängen konnte, den man entweder hatte oder nicht. (Das ist es vielleicht, was uns von den Tieren unterscheidet. Ein Adler kann immernoch fliegen, wenn er eine Feder verliert. Wir stürzen sofort ab, wenn wir einen bestimmten Zettel verlieren.)

Ich war gestern so spät von der Einwanderungsbehörde zurückgekommen, daß ich nicht mehr zu Bert Herman in seinen Betrieb hatte fahren können. Morgen ist wieder ein Tag, hatte ich gedacht - war auch, aber nicht für Bert Herman. Er war gestern unerwartet gestorben! Mir brauchte niemand zu erzählen, wie oder warum er gestorben war - sprich gestorben wurde, denn jetzt machte plötzlich alles einen Sinn. Mit der Wucht eines auf meinen Kopf fallenden Ziegelsteines kam mir zu Bewußtsein, daß mir der KGB ein schriftliches Ultimatum gestellt hatte, das nun abgelaufen war. Ich war der Einzige, der dem KGB hätte in die Quere kommen können. Deshalb hatten sie den 19. Juli gewählt, wo ich in Tampa sein würde.

Seit 1950, als die Kommunisten meine Mutter ermordet hatten, bis 1995 ermordeten sie praktisch jeden, der mich unterstützte. Die Kommunisten zogen eine dicke Blutspur durch mein Leben. Warum machten sie das? Ich hatte den Kalten Krieg weder auf der einen noch auf der anderen Seite angeheizt. Ich wollte nichts weiter, als in Ruhe gelassen werden. Trotzdem morden sie in meinem Falle sogar nach dem Ende des Kalten Krieges weiter. Obwohl sie an Regierungsgewalt verloren haben, sind die Kommunisten immernoch die größte Mörderbande auf diesem Globus. Machen sie es einfach, weil sie nichts anderes können? Jeder versucht immer ein Problem mit den Dingen zu lösen, die er beherrscht. Natürlich hatte ich mich nach der Ermordung von Bert Herman wieder ans FBI. Aber obwohl jetzt etwas passiert war, und ich sie schon vorher um Hilfe Gebeten hatte, konnten sie mir wieder nicht helfen. Ich wollte wissen warum. Nach einer Weile gab einer zögernd zu, daß er keine Untersuchung beginnen durfte. Den Namen desjenigen, der es ihm verboten hatte, gab er mir allerdings nicht. Ich mußte damit leben, daß das FBI dem KGB völlig freie Hand ließ. Ich versuchte es bei der Polizei. Für sie alle gab es überhaupt keinen Mord. Ich war der Einzige, der eine Untersuchung forderte. Auf mich hat aber niemand gehört. Ich machte in den nächsten Jahren die Erfahrung, je stärker die Verdachtsmomente gegen den KGB wurden, um so stärker wurde die Tendenz, die Sache zu vertuschen. Heute sehe ich nur zwei Gründe dafür, entweder hat Amerika mit den Russen einen Geheimvertrag, alle KGB-Agenten in Ruhe zu lasse - für Zugeständnisse des neuen/alten KGB, die mit der Kontrolle über herum- vagabundierende Atomwaffen in Zusammenhang stehen könnten, oder in der Spitze des FBI sitzt immernoch ein alter KGB-Agent. Es ist unnötig zu sagen, daß mit Bert Herman auch die PCM-Industries starb. Durch seinen Tod waren die Schecks, die er mir unter den Augen des KGB ausgeschrieben hatte, alle gestoppt worden.

Die Elektromotoren, die ich schon für eine erste Serienproduktion gekauft hatte, werden wohl nie mit meinen Pumpen laufen.

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