Das Druckluftmobil - das Auto der Zukunft?

 

Ich hatte schon ein ganzes Adressbuch mit Betrieben und Namen, die an meinen Erfindungen interessiert waren. Ich hatte auch genügend Erfindungen. Wenn sich eine davon zu Geld machen ließe, würde mir das schon genügen. Dann könnte ich meine Familie ernähren - sogar im Sozialismus. So hatte ich die Idee für ein "Druckluftmobil", ein neues Massen-Transportsystem. Dieses Manuskript ist hier das erste mal zu lesen. Einen Vertreter einer großen Autofirma in Stuttgart konnte ich schon auf der Leipziger Messe so sehr dafür begeistern, dass er gleich damit anfangen wollte und schon Zeichnungen anfertigte.

So könnten die ersten Verkehrsverbindungen auf dem Mars aussehen, solange sich die Marsluft noch nicht atmen läßt.

Zeichnungen Helmut Hase (Daimler Benz AG, 1973)

 



Er war von Mercedes aus Stuttgart. Ihn ließ die eigene Firma nach unserem ersten Zusammentreffen nie wieder zur Leipziger Messe fahren, worüber er nicht erfreut war. Er war aber der einzige Vertreter, den ich später im Westen lebend wieder traf. Die Sicherheitsabteilung war die einzige in Deutschland, die noch nicht vom SSD durchsetzt war und offenbar wusste was gespielt wurde.

Mit welcher Intensität der SSD hinter mir her war, kann man an solchen Details ermessen, dass ein Brief von der Studienverkehrsgesellschaft für Nahverkehrssysteme gleich 4 mal in meinen Stasiakten auftaucht, was nichts anderes heißt, dass man es sich auf 4 verschiedenen Wegen besorgt hatte.



Einzelne zylindrische Kabinen schweben auf einem Luftkissen in einem Rohr und werden durch Druckluft hinter den Kabinen angetrieben. Sie können aber auch auf Strassen fahren. Der Stempel "Kopie BStU" bedeutet, dass es in meinen Stasiakten gefunden wurde.

 

Ähnlich einer Rohrpost kann man mit einer Kabine von einem Hochhaus direkt zu einem anderen fahren bzw. schweben. Man ruft eine Kabine wie einen Fahrstuhl und hat nur noch die richtige Nummer für das Fahrtziel einzugeben und seine Kreditkarte in den Schlitz zu stecken.

Eine Weiche wird ohne bewegliche Teile, durch seitliche Druckluft gesteuert. Es ist ein sehr sicheres Verkehrssystem. Das bestätigte mir auch die Studiengesellschaft für Nahverkehrssysteme in Hamburg.

Auf der Erde hat dieses System vielleicht keine Chance, aber auf dem Mars wäre es das ideale Verkehrssystem von Haus zu Haus, weil es die Luft zum Atmen gleich mitbringt. (Die Häuser müssen dort ja auch hermetisch dicht gebaut werden und das große Röhrensystem liefert gleichzeitig die Luft zum Atmen in die Häuser.) Hier auf der Erde wäre die Sache nur für einen Vergnügungspark interessant, weil diese Kabinen in jede Richtung mittels durchsichtiger Rohre gelenkt werden können, also auch senkrecht nach oben und unten und dabei für die Passagiere sicher sind.

Für das, was ich vor hatte, brauchte ich eine Rückversicherung, damit mich der SSD nicht einfach spurlos verschwinden lassen konnte. Ich bot meine Erfindungen meiner zukünftigen Regierung an und ging in die "Ständige Vertretung". Der Regierungsdirektor Klaus Bolln von der Wirtschaftsabteilung besuchte mich daraufhin mehrmals in Schulzendorf. Der SSD registrierte dies sicherlich - das sollte er auch. Der SSD hatte jetzt ganze Mannschaften auf mich angesetzt. Ein Brief von Herrn Hoch aus Bonn wurde gleichzeitig auf 4 verschiedenen Wegen abgefangen. So versuchten die Kommunisten den technischen Fortschritt - die Geschichte aufzuhalten.

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