Eine neue Pumpe

 

Eine Pumpe war sicherlich leichter zu vermarkten. Probleme mit bestehenden Pumpen gab es überall, die hatte ich schon zu Hause mit meiner Hauswasseranlage. Sie saugte nicht an, machte nicht genügend Druck, aber viel Lärm. So baute ich eine Pumpe nach dem schon 1966 von mir erfundenen Verdrängerprinzip - zunächst aber nur ein Holzmodell. Das Holzmodell innen. Ein runder Kolben rotiert um seine Symmetrieachse in einem runden Gehäuse. Ein auf der schrägen Deckfläche des Zylinders stehender Schieber teilt den Raum über dem Kolben in zwei Hälften. Der Schieber macht dabei eine Schwenkbewegung.

Dies ist eine gekrümmte Kolbenoberfläche für einen konstanten Förderstrom. Dies ist eine komplizierte gekrümmte Fläche, aber insofern interessant, weil sie nur aus Geraden besteht, die alle durch den Mittelpunkt gehen, ganz ähnlich wie bei der mathematischen "Sattelfläche". Sie war aus den Kolbenflächen der Ringkolbenmaschine entstanden und sollte eine Zwangssteuerung für einen Schieber liefern.

 

Das ist der ruhende Kolben der gezeigten Drehkolbenmaschine. Für die eigentliche Maschine benutzte ich die kinematische Umkehrung. Ich ließ das frühere Gehäuse rotieren. Der früher rotieren- de Kolben steht hier, wodurch die Ein- und Auslasskanäle stationär wurden. Pumpe



Die Pumpe, wie sie später auch im Fernsehen gezeigt wurde. Hier sind die Innereien der Maschine zu erkennen.

 

Diese Konstruktion war eine Vereinfachung der vorhergehenden Ringläufermaschine. Sie war direkt aus ihr entstanden. Die Drehkolbenmaschine und ihre Einzelteile. Das hatte noch einen entscheidenden kinematischen Vorteil. Die frühere Schwenkbewegung des Schiebers liegt nun im rotierenden System. Im raumfesten System, in dem jeder normale Mensch denkt, bleibt im wesentlichen eine Drehbewegung übrig. D.h., die oszillierenden Massenkräfte der früheren Schwenkbewegung sind eliminiert. Leider hatten die Ingenieure Schwierigkeiten, das zu verstehen. Man kann es sich folgendermaßen anschaulich machen. Man nehme einen beliebigen Massenpunkt des Schiebers, am besten weit außen. Dreht man nun das Gehäuse mit dem Schieber auf dem Kolben und verfolgt diesen Punkt, so durchläuft er eine Kreisbahn. (Effekte höherer Ordnung seien hier nicht betrachtet.) Diese Kreisbahn liegt schräg zum Beobachter, aber das spielt keine Rolle. Der von der Seite zu sehenden Auf- und Abbewegung fehlen die Massenkräfte. (Sonst wäre die "Todesspirale" beim Eiskunstlaufen auch tatsächlich eine Todesspirale.) Bei meiner Drehkolbenmaschine bedeutete dies, dass die Massenkräfte fehlten, und damit auch der entsprechende Verschleiß zwischen Schieber und Gleitfläche des Kolben. Es war jetzt eine Drehkolbenmaschine, die per Definition massenkräftefrei zu sein hat. Der Schieber wurde nur durch eine kleine Feder auf seiner Gleitfläche gehalten. Das war schon genug und hielt den Verschleiß klein. Der Schieber war ständig an drei Seiten geführt, konnte also auch nicht so schnell abbrechen wie beim bekannten Drehschieberprinzip.





Hier mache ich Pumpen-Tests im Garten. Im Hintergrund der "F8", ein Nachkriegswagen mit Holzverkleidung.

 

Ich testete diese Maschine als Wasserpumpe, so war sie auch ausgelegt. Die Ergebnisse waren so überraschend gut, dass ich sie auch als Vakuumpumpe und als Kompressor testete, obwohl sie dazu noch gar nicht ausgelegt war. Die Leistung dieser Maschine war nicht zu schlagen. Sie machte jeden gewünschten Druck, lief mit jeder gewünschten Drehzahl, auch völlig ölfrei. Das war durch einen ganz besonderen Effekt verursacht, den es bei keiner anderen Maschine gab. Neben den Arbeitsräumen beiderseits des Schiebers gab es noch einen nutzlosen Raum im Gehäuse, in dem sich der Rotor drehte. Dieser Raum füllte sich schnell durch die Leckage aus der Druckseite mit Druckwasser, was rückwirkend den eigentlichen Druckgradienten in den Spalten verringerte, also auch die Leckage. Als Wasserpumpe war die Leistung besser als alle anderen Pumpen-Bauarten mit Ausnahme der Kolbenpumpe. Sie war aber gut geeignet für Hauswasseranlagen, als Druckerhöhungspumpe, Transferpumpe und vieles mehr. Als Kompressor ist dieser Effekt noch ausgeprägter. Wenn man den Totraum im Gehäuse hier mit Wasser füllte, beseitigte man fast die gesamte Leckage der Luft-Komponente, d.h., anstatt Luft aus dem Arbeitsraum entweicht, strömt Druckwasser ein, was gleichzeitig die Luft schon während des Verdichtungsprozesses direkt kühlt. Durch die hier langen Dichtspalte hat man lange Düsen für das einströmende Wasser. Man kann so höchste Wirkungsgrade erreichen, denn man kann fast eine isotherme Verdichtung erreichen. Da zusätzlich diese Bauart praktisch kein schädliches Volumen besitzt, erscheinen sehr hohe Verdichtungsverhältnisse möglich... Sie läuft leise und vibrationsarm. Sie war vorzeigbar. Ich lud mein Auto voll mit meinen Erfindungen und fuhr los. Die VEB-Betriebe wussten nicht recht, wie sie mich abwimmeln sollten. Man spielte mit mir wieder das Spiel, "Der Hase und der Igel". Ich war der Igel und lief mich tot. Ich gewann langsam den Eindruck, dass man immer schon bei meinem Eintreffen "gut über mich informiert war". Mir gelang auch eine Veröffentlichung in einer oder zwei Zeitschriften; aber immer nur einmal, dann wurde es ihnen verboten. (Siehe Anhang+ ) Der Kampf ging über Jahre und wogte hin und her. Ein Minister schaltete sich ein, es half alles nichts. (siehe Anhang ) Ein Brief der Genossen aus dem WTZ-Halle (Wissenschaftlich Technisches Zentrum), dem höchsten Parteiorgan für Pumpen und Verdichter sollte dem Spuk endlich ein Ende bereiten, den Erfinder endlich stoppen. Sie hatten "wissenschaftlich" festgestellt, dass ich ein "selbsthemmendes Triebwerk" erfunden hätte, also etwas ähnliches wie der Rücktritt eines Fahrrades. (Sie meinten damit nicht, dass man aus meiner Maschine auch eine Hydrostatische Kupplung hätte machen können.) Dieses Endurteil verurteilte mich zu einem Scharlatan. Es wurde gleichmäßig über die DDR verteilt. Die Bürokratie funktionierte, auch im Sozialismus, besonders dann, wenn sie gegen einen arbeitete. Dass meine Maschinen trotz eines solchen Urteils liefen (sie wussten davon nichts), hatte keinerlei Bedeutung. Ich bekam ja nie die Gelegenheit, das Gegenteil zu beweisen. Konnte meine Erfindungen ja nicht der Öffentlichkeit vorführen. Selbstständig denkende Menschen hätten dabei vielleicht festgestellt: hier ist nur eines "selbsthemmend", nämlich das Wirtschaftssystem der Kommunisten. Das Fernsehen der DDR war streng unter staatlicher Kontrolle; das wusste jeder, da brauchte man nicht erst nachzufragen. Dort führten nur solche Genossen wie mein Institutsdirektor und Karl Eduard von Schnitzler etwas vor. Die kannte jeder, ich hatte aber noch nie einen Erfinder aus der DDR auf dem Bildschirm gesehen. Einer sagte mir hinter der vorgehaltenen Hand, also als sie mich mal wieder aus einem Betrieb rausgeworfen hatten, "wenn ein großer Betrieb im Westen damit anfängt, dann fangen wir auch an." Jetzt wusste ich endlich, was ich zu tun hatte, damit ein VEB-Betrieb in der DDR meine Erfindung übernimmt. Ich fuhr zur Leipziger Messe. Dort fand ich Betriebe, die sich für meine Erfindungen interessierten. Wie es der Zufall wollte, waren es aber allesamt keine DDR-Betriebe. Sie waren alle auf der anderen Seite der Mauer.

Auf der Leipziger Messe fand ich Gehör mit meinen Erfindungen.

Hier traf ich mich mit Vertretern von Mercedes Benz.

 

Hier waren die Sachen ausgestellt, denen ich Konkurrenz machen wollte.

Einer der ersten Schraubenverdichter

 

Ein Professor Huber schrieb mir aus München, dass er die Sache interessant fände. Ein Betrieb schrieb mir, dass er das mal ausprobieren würde... Diese Aktivitäten alarmierten den SSD. Ich wurde überwacht, oder wie in den Akten steht: "unter operativer Kontrolle gestellt". Sie ließen mich nie mehr alleine. - Das sollte auch so bleiben. -

Langsam aber sicher machte mich das wütend. Diese Heimlichtuerei mochte ich nicht. "Wenn ihr meint meine Erfindungen taugten nichts, dann sagt es doch, aber bitte öffentlich. Vielleicht habt ihr ja sogar Recht." Sie sollten sich jetzt entscheiden, ob sie mich - meine Erfindungen - wollten oder nicht. Dazwischen gab es mich nicht mehr. Und wenn ihr mich nicht wollt, dann will ich euch auch nicht mehr - basta! Man drängte mich ja förmlich aus dem Land heraus. Dann werde ich eben gehen.

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