Urlaub auf Gran Canaria
- oder meine erste Entführung -
Nachdem die Gelder von der W&W Pumpen AG abgeschöpft worden waren, sollte derselbe Coup mit einer neuen "W&W Verdichter AG" gemacht werden - nur der Erfinder weigerte sich, obwohl ihm dieses Mal mehr Geld verspochen wurde. Dadurch wurde der Erfinder für uns nicht nur wertlos, sondern auch eine Gefahr und sollte still zum Verschwinden gebracht werden. Die ungarischen Genossen wollten ihn haben, weil sie an einer seiner Erfindungen arbeiteten. Also wurde ihnen gesagt, dass sie ihn abholen konnten, am besten bei seinem Urlaub auf Gran Canaria Ende 1986. (Wegen des Fehlens jeglicher Grenzkontrollen war Gran Canaria der ideale Platz für eine stille Entführung.) Mit Frauen sei er am leichtesten reinzulegen, wurde ihnen gesagt; alles weitere überließ man den ungarischen Genossen.
Gleichzeitig sollte bei dieser Aktion das Kapitel W&W Pumpen AG endgültig abgeschlossen werden. Die Welt würde dabei folgendes erfahren:
"Ein Agent des SSD, der sich ständig als "Erfinder" ausgegeben hatte , hat sich in den Osten abgesetzt. Es hatte schon ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts geheimdienstlicher Tätigkeit gegen ihn gegeben, es konnte ihm nur nichts bewiesen werden. Jetzt hinterlässt er viele betrogene Aktionäre, die ihm Geld für eine seiner angeblichen Erfindungen gegeben hatten. Die "W&W" Pumpen AG mußte aufgelöst werden.
Dieser Agent war mit einem Gefangenentransport eingeschleust worden. Dass er dabei seine Familie im Osten zurück ließ, deutete aber schon auf einen nur temporären Aufenthalt in der BRD hin. Alles war offenbar von langer Hand geplant und ausgeführt worden."
Dr. Gerber und andere Genossen hörten mit Erleichterung, dass sie den Willimczik endlich los sein würden, der für alle Genossen eine latente Gefahr war.
Die ungarischen Genossen brachten gleich zwei Striptees-Tänzerinnen vom Plattensee mit nach Gran Canaria, die sich um den Erfinder kümmern sollten...
Nachdem seine Entführung durch ungarische Genossen zurück in den Ostblock mißlungen war, wurde beschlossen, den Erfinder mit eigenen Kräften zu entführen - und wenn dies auch fehlschlagen sollte - zu eliminieren. Es mußte dabei nur sichergestellt werden, dass der SSD mit seinem Tod nicht in Verbindung gebracht werden konnte.
Nachdem die Aktien der W&W Pumpen AG verkauft worden waren und die AG dadurch für den SSD uninteressant geworden war, wollten sie gleich die nächste gründen, die W&W Verdichter AG. Dabei wollten sie wieder meinen Namen missbrauchen, versprachen mir aber dieses Mal eine bessere Bezahlung.
Dabei konnte ich aber nun nicht mehr mitspielen, weil ich nun schon wußte, dass alles ein einziger Betrug des SSD war. Ein zweites Mal konnte der gleiche Trick nicht ziehen.
Ich wollte die Existenz der Genossen so schnell wie möglich vergessen und meine eigenen Wege gehen. Das war natürlich nicht im Sinne des SSD, der mit der W&W Pumpen AG nur neues Blut geleckt hatte. Würden sie mich endlich in Ruhe lassen?
Die Ermordung von Professor Beckurts war sicherlich auch für mich ein Wink mit dem Zaunpfahl gewesen. "Wir können auch anders", sagten sie praktisch zu mir.
Außerdem wußte der SSD genau, dass ich der Einzige war, der die Hintergründe dieses Mordes aufdecken konnte.(Das war aber in Bayern gar nicht möglich, denn keiner glaubte mir ein Wort. Einmal auf die falsche Spur gehetzt, ist kein Polizist in der Lage umzudenken: Der Täter sollte plötzlich Opfer sein. Die eigenen Beamten wären in die Ermordung von Prof. Beckurts verwickelt. Sie hätten seinen Zeitplan dem SSD verraten und lenkten jetzt die Untersuchungen bewusst in eine Sackgasse - verschleierten die wahren Hintergründe. Das paßte in kein Gehirn eines bayerischen Beamten - der SSD konnte also völlig beruhigt sein.)
Nachdem ich zu ihnen in Sachen W&W Verdichter AG nein gesagt hatte, war ich für sie wertlos geworden. Ich mußte auf der Hut sein. Bevor ich anfing, mein Leben neu zu ordnen, brauchte ich erst einmal einen Urlaub.
Die guten Erinnerungen an Gran Canaria von meinem ersten Urlaub brachten mich auf die Idee im Winter1986 wieder dort hinzufliegen. Meine Buchung für diese Reise war dem SSD nicht entgangen und er hatte genügend Zeit sich darauf vorzubereiten. Der SSD hatte sich in meinem neuen Haus in Olching schon wieder fest gesetzt gehabt. Ich hatte ja, nachdem der SSD meine Nachbarn in der Doppelhaushälfte geschieden hatte, neue Nachbarn mit vielen Freunden bekommen, die schon davon rannten, wenn sie nur eine Kamera in meiner Hand sahen.
Als der Abflugtermin näher rückte, bekam ich ein ungutes Gefühl, denn alles was eine lange Vorbereitungszeit hatte, konnte der SSD für seine zwecke ausnutzen.
Die Reise begann mit einem Fehlstart. Das Wetter im Dezember 1986 war so schlecht, dass keine Maschine von München starten konnte. Wir wurden mit Bussen nach Nürnberg gekarrt und flogen von dort weg. Dabei hatte ich die Gelegenheit meine Mitreisenden genau anzuschauen. Ich fand aber keinen, der wie ein typischer SSD-Agent aussah. (Der SSD fliegt niemals mit mir in der gleichen Maschine; er kam aus Köln und war schon in Gran Canaria bevor ich eintraf.)
In Las Palmas wurde ich im Hotel Trokadero untergebracht, direkt am Strand. Das Wetter war aber selbst dort nicht so gut. So ging ich erst einmal zum Begrüßungsbuffet, kam aber etwas spät. Alle saßen schon. Genau in der Mitte des Saales war ein großer Tisch, an dem keiner saß - außer zwei bildhübschen Mädchen. Der Reiseleiter wies mir einen Platz an genau diesem Tisch. Es sah aus, als ob man nur auf mich gewartet hatte (man hatte), deshalb setzte ich mich extra an einen anderen Tisch zu älteren Leuten. (Ich wußte von meinem ersten Urlaub auf dieser Insel, dass es Mädchen genug gab, die ich mir selber aussuchen konnte.) Dies war dem Reiseleiter offenbar eine peinliche Situation, es war auch ganz still geworden. Um die Situation zu retten sagte er: "Da war doch noch jemand aus Ungarn; bitte setzen sie sich doch zu den Mädchen, damit sie nicht so alleine sind," dabei schaute er in die hinterste Ecke des Raumes. Dort stand nun langsam einer auf, der völlig verdeckt gewesen war und ging unwillig zu dem Tisch in der Mitte. Es war ein kräftig gebauter Mann der man als Ringer ansehen konnte. Er erinnerte mich sofort an Hauptmann Wagner - warum? Zu meiner Überraschung kannten sich die drei sogar, die jetzt genau in der Mitte saßen, wo alle Blicke auf sie gerichtet waren. Dieses Szenario kannte ich doch schon. Als ich Gudrun kennengelernt hatte, saß sie auch alleine wie auf einem Präsentierteller und im Hintergrund die dazugehörige Mannschaft des SSD mit Witzl an de Spitze. Jetzt war ich neugierig ob das Zufall - oder die Begrüßung durch die Kommunisten war, die es ja auch in den sozialistischen Bruderländern gab. Am Buffet sprach ich die Mädchen an, aber mehr um sie auszuhorchen. Beide waren Stripteestänzerinnen vom Plattensee, die etwas deutsch sprachen, weil ihre "Kunden" oft Deutsche waren. (Ich hatte gleich den Eindruck gehabt, dass sie etwas zu "professionell" aussahen, was ich nicht mag.) Warum gerade sie eine Westreise bekommen hatten, konnten sie nicht mehr beantworten. Mit dem sie begleitenden Mann, der offenbar so etwas wie ein Aufpasser für sie war, sprach ich kein Wort und wollte mit ihm auch nichts zu tun haben. Ihn sollte ich auch offenbar gar nicht sehen. Ich sollte meinen Blick nur an den Mädchen haben. Durch meine Unhöflichkeit hatte ich ihn ans Licht gebracht und ihm schon die ganze Tour vermasselt. Für mich war die Sache erledigt.
Weil am anderen Ende der Insel das Wetter immer etwas besser war, fuhr ich am nächsten Tag mit dem Bus nach Maspalomas. Wie es der Zufall wollte, setzte sich ausgerechnet der starke Mann aus Ungarn neben mich und sprach mich in gutem Deutsch an. Er stellte sich mir als "Nagi" vor, war ein ungarischer Reiseleiter und hatte viel mit Deutschen zu tun. Er hatte viele Beziehungen und könne mir den Urlaub hier versüßen. Seine Mädchen hatten eine eigene Villa und mich lud er ein dort gleich umzuziehen. Natürlich brauchte ich auch nicht mehr in einem so klapprigen Bus zu sitzen, weil sie ein eigenes Auto hatten etc. Er trug ziemlich dick auf, hatte ja auch gleich zwei Mädchen für mich.
Wer konnte da noch übersehen, dass hier jemand den roten Teppich für mich ausrollte?
In Las Palmas angekommen stiegen wir aus. Alle gingen nach links zum Strand - ich war der Einzige, der nach rechts ging. So konnte er mir nicht folgen. Auf dieser Seite gab es aber nur Steine am Strand, so ging ich am Wasser entlang zurück zu den Sanddünen. Er kam mir schon entgegen. Es schien, dass ich ihn nicht los wurde. Eigenartigerweise ging er aber nie mit mir zusammen ins Wasser. (Diese Verhaltensweise habe ich bei allen Agenten festgestellt. Sie mußten vor irgendetwas Angst haben.)
Abends fuhr er auch wieder mit mir zurück nach Las Palmas. Er lud mich noch in eine Disco ein, wo er unbedingt hin wollte. Als ich mich fertig machte sah ich ihn auf der Hinterseite des Hotels stehen, direkt unter meinem Fenster. Warum steht er nicht am Eingang? Vielleicht will er sehen, wo das Licht ausging, damit er mein Zimmer kannte. So ließ ich beim Verlassen extra das Licht brennen. Zusammen gingen wir zu der Disco, die er so liebte und ausgesucht hatte. Dies könnte eine Falle sein, sagte ich mir. Zu leicht konnte er oder seine Genossen mir etwas in mein Glas tun... Um ihn loszuwerden ließ ich ihn genau vor dem Eingang der Disco stehen. Er sollte alleine reingehen, dachte aber gar nicht daran. Ich war so unhöflich wie ich nur konnte, er ließ sich aber nicht abschütteln. Ich ging zurück zu meinem Hotel - er folgte mir auf dem Fuße. Als ich vor dem Portier stand, um mir meinen Schlüssel geben zu lassen, stand er immer noch neben mir und wich nicht von meiner Seite. Er begann Geschichten zu erzählen. Was will er - worauf ist er aus? Er wollte offensichtlich sehen, welchen Schlüssel ich bekam, weil dort groß die Zimmernummer drauf stand.
Ob er sie an diesem Abend noch erfahren hat oder nicht, weiß ich nicht. Ich zog aber vorsichtshalber im selben Hotel in ein anderes Zimmer, denn er hörte auch die folgenden Tage nicht auf mit seinem Spiel.
Er war dabei, mir meinen Urlaub zu ruinieren. Es war nicht der fröhliche Urlaub, wie ich ihn das erste Mal erlebte. Ich konnte nirgends hingehen ohne dass er mir folgte. So blieb ich in meinem Hotel und begann an meinem Buch zu schreiben, wenn er mir schon die gute Laune versaut hatte. Ich mußte dazu schlechte Laune haben, denn ein Buch über die Kommunisten kann kein lustiges Buch werden und ich konnte nur schreiben, wenn ich in schlechter Laune war. Diese gaben mir aber die Kommunisten - auch heute noch.
Die beiden Mädchen fingen mich auch irgendwann ab und fragten ob ich eine private Autotour mitmachen würde, um die Insel kennenzulernen. Ich könne auch ihren Jeep fahren. Natürlich hätte ich das gerne gemacht - wenn es nur keine Kommunisten im Hintergrund gegeben hätte, die offensichtlich etwas vor hatten. Am öffentlichen Strand fühlte ich mich sicher, dort mit ihnen zu reden bedeutete keine Gefahr, denn was wollen sie an einem öffentlichen Strand machen? Dies ist der sicherste Ort der Welt. Die Autotour mußte ich aber ablehnen. Sie kamen aber wieder und fragten mich, ob ich wenigstens die für alle geplante Schiffstour nach Teneriffa mit machte. Ich sagte ja, damit ich eine Weile Ruhe hatte, denn diese Tour war fast am Ende des Urlaubs. Seitdem ich "ja" gesagt hatte ließen sie mich in Ruhe - und ich fing an zu überlegen. Was war für die Kommunisten so wichtig, dass ich eine nächtliche Schiffstour mit machte? War Herr Diesel nicht ausgerechnet auf einem Schiff verschwunden? Dort gab es leichte Möglichkeiten, jemanden über Bord zu werfen. Ich stellte mir vor unter dem nächtlichen Sternenhimmel im Wasser schwimmend das Boot entschwinden zu sehen. Ich würde nachts alleine irgendwo im Atlantik treiben. Ich würde nur noch den Himmel und ansonsten nur noch Wasser sehen. Obwohl ich im Moment keine Gesellschaft suchte, wäre mir das doch ein wenig zu einsam. Selbst wenn sie mich dabei nicht einfach wie Otto Diesel umbringen wollten, wäre meine Situation nicht viel besser. Was könnte passieren? Nach einer Weile könnte ein U-Boot neben mir auftauchen. Freundliche russisch sprechende Matrosen würden mich reinziehen. Mich würde man nie wieder sehen. Wenn ich mich wegen Kidnapping beschweren würde, würde ein führender Genosse vom Schlage eines Hauptmann Wagner mich breit angrinsen und sagen:"Was heißt hier Kidnapping, wir haben sie aus höchster Seenot gerettet. Wollen sie etwa zurück ins Wasser, oder die warme Soljanka löffeln, die sie doch so lieben?
Ich hatte ein zu gutes Vorstellungsvermögen, was mir diese Schiffreise strengstens untersagte. Vielleicht wäre es auch gar kein U-Boot gewesen. Ich sah mich in dem Hafen um und sah auch einige russische Schiffe dort liegen. Eines von ihnen brauchte dem Dampfer nach Teneriffa nur hinterher zu fahren, um mich zu gegebener Zeit aus dem Wasser zu retten.
Alle Ereignisse (auch die, die ich hier nicht beschrieben habe) zusammen genommen, überzeugten mich langsam, dass die ungarischen Genossen mit ihrem Führer Nagi Guido mich entführen wollten. Hier konnte ich aber nichts gegen sie tun. Hier gab es praktisch weder Grenzen noch eine Polizei, weshalb es die Taschendiebe so leicht hatten und sogar am voll besetzten Strand älteren Menschen die Handtaschen wegnahmen, wenn sie sie nicht festgebunden hatten.
Ich fragte deshalb Nagi, wann er zurück fliegen würde. Er wird mit meinem Flugzeug zurück fliegen, war die Antwort. Da faßte ich den Entschluss, ihn während des Fluges - also wenn er nicht weglaufen konnte - zu entlarven. Der Flugkapitän würde den Flugplatz München benachrichtigen und er würde sofort nach seiner Ankunft verhaftet werden. War das nicht ein großartiger Plan? Vielleicht - nur funktionierte er nicht. Einen Tag vor dem Abflug - und nachdem ich die Schiffsreise versäumt hatte - waren sie alle verschwunden und keiner wußte wohin. Ich konnte auch nichts über sie erfahren, obwohl Nagi mit seinen vielen Beziehungen bekannt wie ein bunter Hund sein mußte. Jetzt hatte ich nicht einmal ein Bild von ihm. Bilder waren aber von allen schon beim Aussteigen aus dem Flugzeug gemacht worden, die auf dem Flugplatz öffentlich aushingen.
Ich erkannte viele wieder, nur sein Bild fehlte. Jetzt erinnerte ich mich auch wie geschickt er sich verzogen hatte, als bei einer Reitervorführung, die wir zusammen besucht hatten, auch alle fotografiert worden waren. Ich hatte mir gar keine Mühe gegeben ein Bild von ihm zu machen, weil ich sicher war, dass ich eines so oder so sowieso bekommen werde. Er schwirrte mir tagtäglich vor der Nase herum - und jetzt gab es ihn plötzlich praktisch gar nicht, was mir meinen Verdacht allerdings bestätigte.
Bei meiner Ankunft in München zeigte ich ihn zwar an, habe aber nie mehr etwas davon gehört.
Als ich von meinem "Urlaub mit den ungarischen Genossen" wieder nach Hause kam, gab es wieder eine Überraschung für mich: Keiner hatte mich zurück erwartet!
Einige glaubten offensichtlich ein Gespenst zu sehen, als ich ihnen Anfang 1987 ein gutes neues Jahr wünschte. Ihnen fiel der Unterkiefer herunter und sie verloren augenblicklich die Fähigkeit zu sprechen, als ich unverhofft in ihren Gesichtskreis trat. (Irgendwo sind Genossen auch nur Menschen.)
Herr Peter Röpke (Herr Röpke sen. war inzwischen verstorben) hatte auch mit mir nicht mehr gerechnet. Er hatte für Dezember keine Aufträge von mir gehabt, trotzdem schrieb er wie gewöhnlich jeden Monat eine Rechnung, die ihm Dr. Gerber auch bezahlte. (Die Beziehung Röpke - Gerber funktionierte auch ohne mich.) Er hat offensichtlich einen seiner unfähigsten Mechanikern nur rumspielen lassen. Er hatte eine Kugeldrehvorrichtung gebastelt, die einfach lächerlich war. Die Teile sahen jetzt so aus, dass sie auf einer "Ausstellung der größten Fehlleistungen der Industrie" einen Preis bekommen hätten. Er glaubte offensichtlich, dass ich sie nie sehen werde. Jemand mußte ihm gesagt haben, dass mit dem Willimczik nicht mehr zu rechnen sei - und er mußte sich sicher gewesen sein, dass ich nicht mehr auftauchen würde.
Bei der Firma Röpke in Olching versuchte ich meine Erfindungen zu entwickeln.
Ich wollte nur noch Räume bei der Firma Röpke anmieten, und alles selber machen. Das hat er aber seltsamerweise nie erlaubt. Es wurde immer schwieriger etwas Positives aus dieser Geschäftsbeziehung herauszuziehen.
Ich hatte auch noch andere Betriebe in der Umgebung ausprobiert. Das Ergebnis war immer das Gleiche. Der SSD hatte mir mit einer Hand zwar etwas Geld gegeben; mit der anderen Hand machten die Genossen mir aber alles wieder kaputt, was nur Kommunisten verstehen können.)
Dr. Gerber in Zürich hatte mit mir auch nicht mehr gerechnet; er bezahlte mir nichts mehr; warum sollte er auch, wo es mich nach zuverlässigen Meldungen aus Kreisen seiner Genossen gar nicht mehr gab! Er war außerdem für mich nicht mehr zu sprechen.
Ich schrieb ihm Briefe. Ich schrieb in meinem Brief vom 4.2.1987, dass ich unter diesen Umständen nicht länger für die W&W Pumpen AG arbeiten könne. Dies schien ihn nicht zu stören, denn ich bekam auch darauf nie eine Antwort.
Ich sah mich gezwungen, die Aktionäre auf diese Umstände aufmerksam zu machen und schickte am 17.4.1987 ein alarmierendes Rundschreiben (Anhang ) an die Hauptaktionäre.
Dann wurden auch die Rechnungen der Firma Röpke nicht mehr bezahlt, weshalb Herr Röpke alles beschlagnahmte, was sich von der W&W Pumpen AG in seinen Räumen befand und später versteigerte. Ich hatte dabei die Gelegenheit, meine Pumpenteile zu kaufen, was ich teilweise auch tat, denn ich wollte weitermachen, auch ohne die W&W Pumpen AG, die es ja praktisch schon gar nicht mehr gab.
Alle meine Bemühungen, die W&W Pumpen AG noch zu retten, waren ja erfolglos geblieben. Mein Ziel war es gewesen, dem SSD die Sache aus den Händen zu reißen und eine seriöse Firma draus zu machen, nur war der SSD stärker als ich.
Der SSD hatte das Schicksal der AG und das meinige fest vorgezeichnet. Nachdem das ganze Geld der Aktionäre verschwunden war, sollte auch der Erfinder heimlich verschwinden. Gerüchte würden besagen, dass er sich als Agent des SSD in den Osten abgesetzt hätte. Jetzt brauchten sie nur noch herauszulassen, dass er schon ein Verfahren wegen Spionage gehabt hatte, dann wären schlagartig alle "Beweislücken" geschlossen. Jedes Detail hätte gestimmt - alles wäre nun jedem klar gewesen, auch solche Details dass kein einziges Bild von mir in der Broschüre der W&W Pumpen AG gewesen war: Der Mann wollte nicht wiedererkannt werden.
Diese Geschichte klang logischer als die Wahrheit. Das Unternehmen W & W Pumpen AG hätte sein endgültiges Ende gefunden - so wie es der SSD geplant hatte. Langsam war mir dieses klar geworden.
Mich wollten sie nicht einfach ermorden; das wäre zu einfach für den SSD, das wäre ja nur ihre tägliche Routine. Sie dachten viel praktischer und mehr kapitalistisch als jeder Kapitalist. Sie hatten mich schon längst wieder verkauft - und zwar an die ungarischen Genossen. (Warum gerade die ungarischen Genossen Interesse an mir hatten, sollte sich erst am Ende des Golf-Krieges zeigen.)
"Sobald wir mit ihm fertig sind könnt ihr ihn haben. Wir sagen euch wann er wo sein wird, damit ihr ihn euch holen könnt", hatten sie zu den Genossen des kommunistischen Bruderlandes gesagt. Hier zeigt sich die Wirksamkeit einer sozialistischen Zusammenarbeit. Das Wort von der brüderlichen Zusammenarbeit in der sozialistischen Staatengemeinschaft war kein leeres Wort. Meine Erfindungen, die Hauptmann Wagner von mir gestohlen hatte, verteilte der SSD gerecht unter den Bruderländern. Die Ungarn suchten sich auch etwas aus der Beute aus und warteten auf den dazugehörigen Erfinder.
Sie konnten jetzt den Erfinder haben, den sie sich im Dezember 1986 von Grand Canaria abholen konnten. Sie bekamen rechtzeitig Nachricht, wann ich in Gran Canaria eintreffen werde. Ein entsprechendes Kollektiv wurde zusammengestellt. Dazu gehörte ein kräftiger Genosse namens Nagi als "Reiseleiter", und zwei Striptees Tänzerinnen vom Plattensee, die als Lockvögel dienen sollten. So war es dazu gekommen, dass ich mit den ungarischen Genossen Urlaub machen mußte.
Gran Canaria war der ideale Ort für eine Entführung. Dort gab viele Möglichkeiten; z.B. einen offenen Hafen mit russischen Schiffen, die niemand untersuchte und aus denen kein Schrei nach außen dringen würde. Vornehm wie die Genossen des SSD und KGB nun aber einmal sind, entführen sie nicht selber - sie lassen entführen. Deshalb hatten sie sich dafür die ungarischen Genossen ausgesucht. (Ob sie mich dann wirklich behalten durften oder später den russischen Genossen überstellen mußten, stand auf einem anderen Blatt.)
Die Idee zu dieser Erfindung hatte ich, als ich 1960 auf dem Militärflughafen sah, was für eine enorme Reichweite die Triebwerke einer Mig 19 im angrenzenden Wald hatten, wenn sie am Boden auf vollen Touren liefen.
Ein Feuer ist eine chemische Reaktion (eine schnelle Oxydation), die ab einer bestimmten Temperatur abläuft wenn etwas Brennbares Sauerstoff bekommt, also Sauerstoff Moleküle anlagern kann. Diese "Oxydation" erzeugt wiederum Wärme, die weiteren Stoff entzündet. Wie jeder Feuerwehrmann weiß, muß er mindestens eines der drei Zutaten (Brennbares, Sauerstoff, Hitze) dem Feuer entziehen, um es zu löschen. Meistens geschieht dies durch Wasser, das dem Feuer die Hitze nimmt, indem der Wärmefluß des Feuers umgeleitet wird und zum Verdampfen von Wasser benutzt wird. Also nur der Teil des Wassers, das mit dem Rauch als Wasserdampf entweicht, hilft löschen. Der größte Teil des Wassers bei heutigen Löschmethoden wird ohne Effekt verschwendet.
Man muß also fein verteilte Wassertröpfchen ins Feuer bringen.
Eine Verbesserung gegenüber einem dicken Wasserstrahl bietet ein Hochdruck-Wasserstrahl, der durch die hohe Reibung in der Luft schnell in kleine Wassertröpfchen zerfällt, die im Feuer leichter und schneller verdampfen, nur hat ein Hochdruck-Wasserstrahl keine Reichweite, weshalb man die Düse direkt ins Feuer bringen muß, was praktisch nicht immer möglich ist. Diese Methode hat aber wiederum den Nachteil, dass man dicht ans Feuer heran muß, was oft einfach nicht möglich ist.
Eine Erhöhung des Druckes bringt keine Erhöhung der Reichweite, eine Erhöhung der Menge bringt auch nicht genug Reichweite.
Die einzige Lösung ist: Man muß die vielen Wassertröpfchen eines Hochdruck-Wasserstrahles in einen bewegten Luftstrom einbetten, der das Transportmittel für die Wassertröpfchen bildet.
Für kleinere Brände kann man dazu ein Propellertriebwerk als Ventilator benutzen. (Dass man dadurch dem Feuer mehr Sauerstoff zuführt, schadet nicht, solange man genügend Wassertröpfchen in diesem Luftstrom hat.)
Zur Bekämpfung größerer Brände kann ein Flugzeugtriebwerk diesen Luftstrom liefern. Ein schwenkbares Triebwerk, bei dem am Auslaß Wasser eingespritzt wird, ist ein sehr effektives Löschwerkzeug für Waldbrände etc. Man kann damit auch schwierige Brände bekämpfen. Die Ungarn bewiesen es, als sie damit auch die Ölfeuer nach dem Golf-Krieg löschten. Bei dieser Gelegenheit hatte die Welt erstmals von dieser Methode gehört. Eine westliche Fernsehkamera hat diese Bilder gemacht. So habe auch ich nach einigen Jahren meine Idee sehen können, die Hauptmann Wagner bei mir ausgegraben hatte.
Man erkennt hier je drei Wasserrohre über einem Auslass eines Triebwerks. Das Wasser fällt dabei von oben in den Abgastrahl des Triebwerks hinein. (Die Pläne für diese Erfindung hatte Hauptmann Wagner bei mir in Schulzendorf ausgegraben und an die sozialistischen Brüder in Ungarn verschachert. Diese wollten mich dazu haben, weshalb sie versuchten mich zu entführen. Sie mussten aber meine Erfindung alleine bauen, die sie dann bei der Bekämpfung der Ölbrände am Persischen Golf der Welt vorführten. Dies ist der Werdegang einer Erfindung im Sozialismus.)
Heute wird der Turbolöscher in Deutschland gebaut. (Foto BASF), aber niemand kennt den Namen des Erfinders... In einem Artikel der Zeitschrift PM wurde dieses Problem elegant dadurch übergangen, indem man diese Erfindung einfach der "Friedensbewegung der DDR" zuschrieb.
Ich hatte in meinen Aufzeichnungen nicht explizit erwähnt - aber es liegt auf der Hand, dass man statt Wasser natürlich auch Benzin einspritzen könnte, wobei man einen gigantischen Flammenwerfer hätte, vor dem sich ein normaler Flammenwerfer wie ein Spielzeug ausnehmen würde. Dies war es gewesen, wofür sich bestimmte Kommunisten noch viel mehr interessiert hatten...