Erster Erfolg einer Erfindung - oder?

 

Aus den Teilen von der ABS-Pumpen GmbH versuchte ich jetzt eine Pumpe zu machen. Ich arbeitete fieberhaft daran, um mit dem Geld, das ich dafür bekommen würde, sofort umzuziehen. Außerdem brauchte ich den Erfolg, denn nun war ich in Zugzwang. Wenn ich jetzt nicht beweisen konnte, dass meine Erfindung wirklich funktionierte, würden die Lügner des SSD am Ende Recht behalten und ich wäre ein für allemal erledigt. Es war ein Wettlauf zwischen mir und dem SSD entbrannt, das wusste ich, auch wenn ich noch gar nicht wusste, wer von meinen Nachbarn alles dazu gehörte. Leider war ich bei diesem Wettlauf immer der Hase, und der Igel - sprich SSD - war immer schon da, wo ich abgehetzt mit meinen Erfindungen auftauchte. Ich hatte keine Chance - ich wusste es nur noch nicht.

 

Das erste Funktionsmodell meines Starrflügelverdrängerprinzips baute ich in meinem Keller, was meinen Nachbarn und andere Genossen des SSD sehr beunruhigte.

Besser konnten die Messungen nicht sein. Endlich hatte ich eine Pumpe für Hauswasseranlagen. die genügend Druck und Fördermenge hatte

 

Ich arbeitete normalerweise an einer Sache ohne Unterbrechung und ohne aufzusehen, bis sie endlich fertig ist, manchmal auch bis in die Nacht hinein. In diesem Falle hieß das, bis meine Erfindung endlich funktionierte. Auch schrieb ich auf meiner Schreibmaschine Beschreibungen neuer Erfindungen für neue Patentanmeldungen.

Diese Aktivitäten hörten sich bei den Untersuchungsorganen später auf Seite 6 so an: (Anhang 39-40) "...Herr Weber (mein Nachbar, vor dem sich die beiden Frauen erschraken) hört oft die ganze Nacht hindurch, wie im Keller des Herrn Willimczik geklopft, gearbeitet und auf der Schreibmaschine geschrieben wird."

Dies war für die bayerischen Behörden alarmierend und löste langjährige Ermittlungen aus, die so viel Steuergeld verschlangen, dass ich gut davon leben könnte, wenn ich es nur hätte. Es bestätigt andererseits, dass die Augen und Ohren des SSD ständig auf mich gerichtet waren.

Leider hatte ich nur wenig Werkzeuge und kein geeignetes Material. Trotzdem gelang es mir, eines schönen Tages (oder war es nachts? Ich weiß es nicht mehr.) die Pumpe zum Laufen zu bringen. Nach einigen Verbesserungen lief sie dann genau so, wie ich es vorherbestimmt hatte. Sie konnte sich sehen lassen. Ein einziges erfolgreiches Experiment strafte die ganzen hochbezahlten Experten Lügen, die gesagt hatten, es könne nicht funktionieren. Ein funktionierendes Modell ist die einzige Waffe eines Erfinders, und ich gedachte, es sofort an die Front zu werfen. Die Verschwörung war inzwischen ein verbissener Stellungskrieg geworden und die unsichtbaren Gräben zogen sich quer durch meinen Ort.

Eine erste Gelegenheit fand sich auf den Tennisplätzen des Tennisclubs Gernlinden, wo ich inzwischen Mitglied geworden war. (Das Fernsehen konnte ich leider nie dazu bewegen, meine Erfindungen kurz zu zeigen, um die Verschwörung gegen mich wie eine Seifenblase zerplatzen zu lassen.) Wir konnten oft lange nicht spielen, weil die großen Wasserlachen auf den Plätzen nicht so schnell nach einem Regenschauer verschwanden.

 

Hier läuft das Ergebnis des "Klopfens im Keller" auf den Tennisplätzen in Gernlinden in meinem Tennisclub. Jeder konnte meine Erfindung laufen sehen, wenn er nur wollte. Hier beim Abpumpen von Regenwasser von den Tennisplätzen. (Mein Mercedes im Hintergrund.)

 

Wir benutzten nun meine Pumpe dazu, um das Wasser von den Tennisplätzen abzupumpen. Dies war ein guter Test für meine Pumpe, die zeigen sollte, dass sie immer ansaugen konnte (ähnlich wie ein Staubsauger, nur noch stärker), obwohl viel Schmutz in die Pumpe gelangte. Ich hatte extra kein Filter verwendet, um zu sehen, wie die Pumpe auf Verschmutzungen reagierte. Sie erwies sich als sehr robust und tat ihre Arbeit. Das Ansaugvermögen blieb gut, solange beide Rotoren unter Wasser liefen, also Wasser im Gehäuse war. (Am Einlass brauchte kein Wasser zu sein). Am Schlauchende hatte man das Gefühl, das Ende eines starken Staubsaugers in der Hand zu haben, es fehlte nur der Lärm des "Staubsaugers". Die Pumpe war sehr leise, robust und drucksteigernd. Es war das, was Herr Hölz suchte.

Die Mitglieder meines Tennisclubs erzählten dies überall herum - das sollten sie auch. Jeder sollte wissen, was ich machte, dass ich etwas erfunden hatte, das sich sehen lassen konnte. Ich wollte so einer möglichen Verschwörung gegen mich vorbeugen. Darüber würde - oder sollte - jeder Ermittler sofort stolpern, wenn der SSD es wagen sollte, mich hinter meinem Rücken anzuschwärzen. Das war ja das Einzige, was sie versuchen konnten. Öffentlich konnte mich niemand angreifen, wenn etwas geschah, mußte es immer geheim geschehen - eben wie bei einer richtigen Verschwörung.

Diese Vorführung wirkte, und war sicherlich der Grund dafür, warum sie mit ihrer Verschwörung in einem anderen Ort begannen, wo mich überhaupt keiner kannte. (Die späteren Befragungen in meinem Tennisclub müssen außerdem sehr schlecht ausgefallen sein, denn diese Seiten wurden aus der Akte entfernt, bevor sie mir übergeben wurde.)

Außerdem hatte die Vorführung noch einen angenehmen Nebeneffekt. Ich fand einen neuen Interessenten für meine Erfindung (Erdgas Südbayern).

Die Firma Hölz wartete bereits auf die Pumpe, so führte ich als Nächstes Herrn Hölz die Pumpe vor. Er überzeugte sich schnell davon, dass ich ihm genau das vorführte, was er gesucht hatte. Er war so begeistert, dass er sofort daran ging, einen eigenen größeren Prototyp zu bauen. Wenn das positiv verlief, wollte er eine Lizenz haben.

 

Der Erfinder bekam zwar noch kein Geld, war aber fürs erste zufrieden.

Nachdem also ABS-Pumpen es aufgegeben hatte, und nur wenige Monate, nachdem ich bei der Knorr-Bremse rausgeflogen war, hatte ich ein neues Produkt entwickelt, wofür mir gleich beim ersten Betrieb eine Lizenz geboten wurde - was wollte ich mehr?

 

 

 

Man erkennt an diesem Scheibenrotor, dass die Dichtteile der Schlitze für die Flügel seitlich frei beweglich sind. (Zumindest zwei gegenüberliegende müssen lose sein, da sonst Zwangskräfte auftreten.)

Der Gehäusedeckel mit der schräg abgeschnittenen Ringnut und den Ein- und Auslaßkanälen.

 

 

Am 7.8.1980 schrieb Herr Otto Hölz mir diesen Brief, in dem er mir einen konkreten Lizenzvertrag anbot.

 

Die Reaktion auf meinen absehbaren Erfolg kam wieder prompt vom SSD, geschrieben von einem Polizisten in der Polizeidienststelle Gröbenzell: (Es ist eine alte Angewohnheit des SSD im Westen nie als SSD, MfS oder Stasi aufzutreten, sondern als irgendeine Amtsperson.)

Es war der 7.8.1980, der alles entscheidende Tag in meinem Leben.

Zwei Briefe mit dem gleichen Datum sollten mein Schicksal entscheiden. Ein Brief, der etwas aufbaute, und ein anderer, der alles wieder zerstörte.

Welcher wird stärker sein, das war hier die Frage.

Herr Otto Hölz schrieb am 7.8.1980 einen Brief (Anhang 37-38), in dem er mir einen konkreten Lizenzvertrag schriftlich anbot. Gleichzeitig schrieb ein Polizist einen Brief (Anhang 39-40).

 

 

 Natürlich waren die vorangegangenen Gespräche von meiner Nachbarin Sibylle Weber wieder abgehört worden, wobei sie alles ihrem Mann berichtete. (Dies hat er später auch bestätigt) Er konnte dadurch prompt reagieren, machte die verdeckte Anzeige, sodass Herr Hölz und der Polizist Erhard tatsächlich am gleichen Tage einen Brief in Sachen Willimczik schrieben. Dies ist also kein Zufall, auch wenn es niemand zugeben wird. Der SSD ist fähig alles zu verdecken, nur nicht die zeitliche Korrelation zwischen zwei scheinbar unabhängigen Ereignissen, die durch den SSD aber miteinander verbunden sind. Wenn man die Ziele des SSD kennt, ist es auch nicht mehr verwunderlich, dass der zweite Brief letztlich alles das zerstören wird, was nach dem Inhalt des ersten Briefes aufgebaut werden sollte.

So schrieb also an genau dem Tage, als ich glaubte am Ziel meiner Wünsche zu sein, ein Fußballer und Polizist namens Georg Erhard einen Brief an den Polizeirat Hölzl, in dem er Aufregendes über mich mitzuteilen hatte, weil ein lange Zeit unbekannt gebliebener Mannschaftskollege (der nach jahrelangen zähen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft als Herbert Huber identifiziert werden konnte und ein Kollege des Agenten Norbert Weber ist) ihn auf mich aufmerksam gemacht hatte. Das über mein Leben entscheidende Gespräch fand also zwischen zwei Bier trinkenden Fußballern statt, die mich im übrigen überhaupt nicht kannten.

Der SSD führte hier der Welt ein klassisches Beispiel seiner brillanten Fähigkeiten vor, eine Verschwörung anzuzetteln:

Als Ort der Handlung hatte sich der SSD einen der vielen Biertische in Bayern ausgesucht.

Dort ließ er nun die Puppen tanzen und inszenierte etwa das Folgende Puppenspiel: Nach einem verlorenen Fußballspiel zogen sich die "Alten Herren" des Fußballclubs Germering in ihr Vereinsheim zurück und ließen sich volllaufen, was ja auch der eigentliche Zweck der Übung war. Sie waren sowieso froh, dass sie ihre dicken Bierbäuche nicht mehr über den grünen Rasen vor sich herzuschieben brauchten. Nach einigen Maß Bier war die ganze Mannschaft nur noch eine amorphe grölende Masse, die sich krampfhaft am Biertisch festhielt und den Kummer über das verlorene Spiel im Bier ersäufte. Um die Diskussion über das Eigentor nicht zu sehr ausdehnen zu müssen, ging die Mannschaft "Alte Herren", begleitet von einigen Maß Bier, gleich zum nächsten Tagesordnungspunkt über, der da war - wie konnte es anders sein: Kampf dem Terrorismus. Dabei konzentrierte sich die Diskussion - wie konnte es anders sein - auf einen Mann in Esting, den niemand kannte und von dem keiner etwas wusste, ja nicht einmal seinen Namen. So läßt ein "unbekannter Mannschaftskollege" über einen ihm unbekannten Saupreußen die Sau raus und grölt sich durch das Getöse einer besoffenen Fußballmannschaft den Weg frei: "An allem sind nur die Saupreußen schuld, so einer wie der Berliner, der zum Jakob auf den Hof gezogen ist. Der soll mit seinem Mercedes direkt von Ost-Berlin nach Esting gefahren sein, wo er jetzt auf dem Hof der Schabenbergers wohnt und nicht einmal "Grüß Gott" zu seinem Nachbarn sagt. Das ist vielleicht ein verdächtiger Kauz - hick - und seltsam ist er auch - hick - oder umgekehrt." Um seine Fassung - und verzweifelt um Worte ringend - wandte er sich nun an die Staatsmacht in der gemischten Runde: " He Georg, du bist unser bester Polizist, du musst es herausfinden." Nachdem er ein neues Maß gestemmt hatte, soll er etwa so fortgefahren sein: "Der soll nicht nur lesen und schreiben können, der rechnet sogar mit Buchstaben und kann Schreibmaschine schreiben. Na siehst du nun, wie gefährlich der ist? Und weißt du, was das Schlimmste ist - hick? Das macht er alles nachts in seinem Keller am Ende der Jalousien des Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck mit heruntergelassener Landebahn - hick - oder umgekehrt. Du kannst den Jakob Schabenberger fragen, den, der das Eigentor geschossen hat, der weiß alles ganz genau, der sieht sich ja die Wohnung von dem Berliner - hick - na von dem Preußen regelmäßig an. Der sagt, so wie die Wohnung aussieht kann das nur ein Terrorist sein. Der ist bestimmt einer - hick - oder ein Spion - hick - oder beides - hick. Mir ist jetzt schlecht - ich muß auf´s Klo. Georg, kümmere dich mal darum." Sprach´s und verschwand auf dem Klo.

Einer, dessen Geist noch nicht ganz verdunkelt war, fragte ihn beim Pissen, warum er heute hier so einen Schmarren erzählt hat. "Na weil mein Boss, der Weber mich dafür bezahlt hat. Dachtest du etwa, ich bin wirklich so blöd?"

Am Ende war aber die gesamte Fußballmannschaft erleichtert, dass sie nun - wenn sie schon so hoch verloren hatten - einem gefährlichen Terroristen auf die Spur gekommen waren, den sie - darüber waren sich alle einig - demnächst zur Strecke bringen würden, zumal er ein Preuße war! So hatten sie ihr altes Siegesbewußtsein wiedererlangt, das sie zeitweilig verloren hatten, als der Gegner ihnen das Leben schwer gemacht hatte. Zu allem Unglück schossen sie heute nur ein einziges Tor - ein Eigentor.

Für die exakte Authentizität dieser Worte gibt es allerdings keine Garantie. Nicht einmal die Beteiligten konnten die Konversation exakt rekonstruieren, die sich durch den hohen Lärm- und Alkoholpegel doch recht schwierig gestaltet haben soll. (Siehe die spätere Aussage des wachsamen Herbert Huber, (Anhang 164), der die Welt vor einem gefährlichen Terroristen retten wollte.)

Ein Polizist, als dein Freund und Helfer, muß immer für alle da sein - zumindest für seine eigene Fußballmannschaft. Somit machte sich der fußballernde Polizist Erhard sofort an die Arbeit, um gegen mich zu ermitteln.

Nach seinen eingehenden Untersuchungen, die an Gründlichkeit nicht mehr zu überbieten waren (sogar mein Name ist richtig geschrieben), sandte er seinen Abschlußbericht an den Polizeirat Hölzl mit der Bitte um weitere Veranlassung. Der "Anfangsverdacht" bestätigte sich, es wusste tatsächlich keiner etwas über den W., außer natürlich, dass er ein Terrorist war. Leider gab es kein Ereignis, mit dem man den erfindungen-machenden Terroristen in Verbindung bringen konnte. Es gab nur ein Ereignis, das bei der Olchinger Polizei in den Akten lag, bei dem der Verdächtige aber das Opfer gewesen war. Also entschied sich der ermittelnde Polizist Erhard aus Gröbenzell, die Polizeiakten über W. besser nicht in seine geheimen Ermittlungen einfließen zu lassen. Auch übergab er die Sache nicht der zuständigen Polizei von Olching/Esting, sondern sandte sie an einen Mann namens Hölzl. Dieses Papier (Anhang 39-40) hat große Berühmtheit erlangt, denn ganze Mannschaften von Kriminalbeamten, Polizisten, Geheimagenten aller Schattierungen - den Generalstaatsanwalt, den Generalbundesanwalt und einige Richter nicht zu vergessen - sind aufgrund dieses Schreibens aktiv geworden und bald spricht die ganze Welt davon.

Der SSD feiert es noch heute als eines seiner Glanzstücke. Es dient den jungen Rekruten als Lehrstück, wie man Untersuchungsorgane an der Nase herumführt.

Deshalb soll dieses Machwerk oder Kunstwerk - ganz wie man will - hier in voller Länge wiedergegeben werden:


Polizeiinspektion 8031 Gröbenzell, 07.08.80

Gröbenzell Augsburger Straße 18

B 3614/80 Tele.: 08142/51031

 Polizeidirektion

Fürstenfeldbruck

Schöngeisinger Str.

808 Fürstenfeldbruck

zu Händen von Herrn Polizeirat Hölzl

 Willimczik, Hans, Kurt, Wolfhart geb. 18.12.41 in Rangsdorf/DDR verh., Diplom Physiker, wohnt 8031 Esting, Hauptstr. 51 a, Lkr. Fürstenfeldbruck, Deutscher

Ich, Polizeiobermeister Erhard, bin Mitglied im Sportverein Germering. Dort wurde ich von einem Mannschaftskollegen auf den oben genannten Herrn Willimczik aufmerksam gemacht, der durch sein seltsames Verhalten Aufmerksamkeit erregt.

Als Auskunftsperson wurde mir ein Herr Norbert Weber, wohnt Esting, Hauptstar. 51 b, genannt.

Ich setzte mich telefonisch mit Herrn Weber in Verbindung und erfuhr von ihm folgendes:

Herr Weber wohnt in 8031 Esting, Gemeinde Olching, Hauptstr. 51 b in dem mittleren von insgesamt drei Reihenhäusern. Im 1. Reihenhaus , Hauptstr. 51 a, wohnt Herr Willimczik und im Haus Nr. 51 c wohnt Herr Schabenberger, der auch der Eigentümer der drei Reihenhäuser ist.

Wie mir Herr Weber mitteilte, kommt ihm Herr Willimczik durch sein seltsames Verhalten verdächtig vor.

An dem Haus, das von Herrn Willimczik alleine bewohnt wird, sind fast ständig die Jalousien geschlossen. Offensichtlich geht der Mann keiner geregelten Beschäftigung nach. Herr Weber hört oft die ganze Nacht hindurch, wie im Keller des Herrn Willimczik geklopft, gearbeitet und auf der Schreibmaschine geschrieben wird.

Vor einigen Monaten ging Herr Weber nachts zur Mülltonne. Dabei bemerkte er in der Wohnung des Verdächtigen zwei jüngere Frauen. Als diese den Mitteiler bemerkten, stürzten sie sich sofort ans Fenster, zogen die Vorhänge zu und ließen die Jalousien herunter. Das Gesamtverhalten des Herrn Willimczik kommt Herrn Weber verdächtig vor.

Meine Ermittlungen beim EMA Olching ergaben, dass Herr Willimczik am 01.10.79 aus Ost-Berlin, Stauffenstr. 29, zugezogen ist. Er ist verheiratet mit Heidrun Willimczik geb. Jonas geb. 21.01.41 in Berlin. Die Frau wohnt jetzt noch in Ost-Berlin, Salzgitterstr. 37. Von Beruf ist der Verdächtige Diplom Physiker.

Die drei Reihenhäuser in Esting, Hauptstr. 51 a - 51 c, liegen unmittelbar am Beginn der Landebahn des Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck. Wenige Meter von den Häusern entfernt führt die B 47 vorbei und von da aus sind es nur wenige Autominuten zur BAB München-Stuttgart.

Herr Willimczik ist der Halter eines weißen Pkw, Mercedes, mit FFB-Kennzeichen. Vorher hatte der Pkw, nach Angaben von Herrn Weber, ein Kennzeichen von Berlin West.

Herr Weber, der unter der Tele-Nr. 08142/2210, erreichbar ist, bittet darum, dass sein Name gegenüber von Herrn Willimczik nicht genannt wird.

Gemäß mündlicher Vereinbarung mit Herrn Hölzl, wird der Vorgang mit der Bitte um weitere Veranlassung, übersandt.

 Dienstellenleiter: Sachbearbeiter:

Erhard

Polizeiobermeister


 Dieser Brief ist hier mit seinen Fehlern und offensichtlichen Falschheiten wiedergegeben. (Das Original ist im Anhang 39-40.) So gab es z.B. überhaupt keine Stauffenstraße im ehemaligen Ost-Berlin. Von dem Flugplatz war von den Reihenhäusern aus nichts zu sehen, nur war der Lärm nicht zu überhören, weil die Häuser in der Einflugschneise lagen, was der Schreiber natürlich genau wusste. Diese Lüge erlangte aber geschichtliche Bedeutung, weil sich heute noch die Ermittler und sogar der Minister für Justiz verzweifelt dran klammern. Diese Lüge kam vorsätzlich rein, weil es ein großer Unterschied für Spionagezwecke ist, ob man seinen Standort "unmittelbar am Beginn der Landebahn des Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck"- oder weit weg in der Einflugschneise hat.

Dieser Brief ist ein ausstellungsreifes kriminalistisches Meisterwerk, bestehend aus Lügen, verdeckten Anschuldigungen und Täuschungen, serviert in der Soße einer einmalig beißenden Logik, die ich schon frühzeitig bei den Kommunisten kennen gelernt hatte.

Neben ein paar Plattheiten und Trivialitäten enthält der Ermittlungsbericht des Polizeiobermeisters Erhard, dass der Verdächtige dem Weber (das war der Nachbar, der mein Telefon abhörte) verdächtig vorkommt. Es steht nirgends, welcher Straftat der Verdächtige überhaupt verdächtigt wird. (Allein deswegen hätte dieses Papier niemals als Anzeige gewertet werden dürfen.) Fest steht nur, dass sich der Verdächtige seltsam benimmt, was in Ermangelung an Substanz ständig wiederholt und betont wird. (Allerdings verhält er sich nicht derart seltsam, dass er nachts extra zur Mülltonne geht, um in das Fenster seines Nachbarn zu schauen).

Die schwerwiegendste Entdeckung war wohl die, dass an meinem Haus die Jalousien fast ständig geschlossen waren, weswegen sich meine Jalousien über die nächsten Jahre wie ein roter Faden durch die Ermittlungsakten zogen. Meine Jalousien wurden zu einem endlosen Band von Verdächtigungen ausgewalzt. Sie wurden später zu sämtlichen Dienststellen der Terrorbekämpfung gefunkt - verschlüsselt selbstverständlich, weil meine Jalousien inzwischen zu einer geheimen Staatsschutzsache geworden waren, aber ich will nicht vorgreifen. Sie tauchen jedenfalls gleich zweimal in dem Brief des Polizisten Erhard auf: "Vor einigen Monaten ging Herr Weber nachts zur Mülltonne. Dabei bemerkte er in der Wohnung des Verdächtigen zwei jüngere Frauen. Als sie den Mitteiler bemerkten, stürzten sie sich sofort ans Fenster, zogen die Vorhänge zu und ließen die Jalousien herunter." (Ich war bei diesem aufregenden Ereignis im übrigen gar nicht dabei. Den beiden Frauen, die übrigens Wilhelm Müller rangeschafft hatte, hätte also gerechterweise der "Prozess wegen heruntergelassener Jalousien" gemacht werden müssen und nicht mir.)

Nur mit der durch den SSD speziell geprägten Logik dieses Polizisten war es möglich, dass dabei der Verdacht weder auf die beiden Frauen, noch auf Norbert Weber fiel, der offensichtlich an seinem Nachbarn spionierte, sondern auf denjenigen, der bei diesem historischen Ereignis gar nicht mitspielt hatte, denn ich kam zu diesem Ereignis zu spät.

 

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