Der Staat hat das letzte Wort

 

Als der Erfinder 1996 immernoch am Leben war, wurde sein Anblick für den Genossen Cassidy, der den Erfinder jeden Tag vor seiner Nase hatte, eine Zumutung. Dann hatte er außerdem den Spruch an seinem Garagentor vor der Nase, wenn er den Erfinder ordnungsgemäß zu observieren hatte.

(Nach der Ermordung von Bert Herman und dem provokativen Verhalten des Genossen Cassidy hatte der Erfinder ihm ein neues KGB-Schild direkt vor die Nase gesetzt und dann einen Spruch an sein Garagentor geklebt.) Wenn sie den Erfinder nicht beseitigen konnten, wollte Genosse Cassidy wenigstens den Spruch beseitigt haben. Genosse Cassidy verklagte ihn dafür.

(In Antizipation, daß sich der Erfinder in Point West auf die gleiche Art und Weise wehren wird wie in Village Green und ein Schild gegen den KGB raushängen wird, hatte der KGB den Vorstand der Hausbesitzerorganisation von Poinnt West infiltriert und brachte so das Gesetz hinter sich, um auch gerichtlich gegen den Erfinder vorgehen zu können. Dies wußte der Erfinder nicht.)

Der Erfinder machte eine Gegenklage. Er wollte offenbar die ganze Verschwörung vor den Geschworenen aufdecken. Die Sache wurde für den KGB brenzlig, als der Erfinder auch noch andere hohe Genossen als Zeugen zur Verhandlung bestellen ließ. Diese hatten nicht die Absicht, vor Gericht zu erscheinen, auch nicht nur als Zeugen. Genosse Cassidy wurde zurückgepfiffen, während die langen Arme des KGB im Hintergrund fieberhaft manipulierten. Der KGB, Sektion Point West, bereitete sich schon auf einen Umzug vor. Die Frage für den KGB war nun: Konnte die sich anbahnende Katastrophe noch verhindert werden? Das Spiel hieß jetzt: "Wer wird gewinnen?"

 

Als alle Attentate fehlschlugen, sah sich Genosse Cassidy genötigt, gegen mich gerichtlich vorzugehen. Ein scharfer Anwalt war schon bereit, um auf mich losgelassen zu werden. Ich glaubte, daß eine Gerichtsverhandlung eine gute Gelegenheit sei, den Geschworenen meine Story zu erzählen. Würde es der KGB so weit kommen lassen? Vielleicht konnte ich ihn auf diese Weise von meinem Haus vertreiben.

Ich wußte mal wieder nicht alles. Ich wußte nicht, daß Frau Cassidy selbst im Vorstand von Point West war, und ich wußte andere Dinge nicht... Das ergebnislose Hick-Hack vor dem Gericht begann Anfang 1997 und zog sich bis ins Jahr 1998 hinein. Ich brauchte offenbar diese Erfahrung. Ich wollte wissen, in was für einem Lande ich lebte. Ich habe lernen müssen, ein Land nur nach zwei Gesichtspunkten zu beurteilen, was in den Gerichtssälen geschieht und ob an der Grenze auf einen geschossen wird, wenn man das Land verlassen will. Vor der ersten Anhörung, bei der es um das Geschreibsel an meiner Garage ging, machte ich den ersten Fehler: Ich hatte den KGB-Spruch beseitigt und dachte auch noch, ich würde damit einen guten Eindruck auf den Richter machen. Mein zweiter Fehler war noch größer: Ich dachte, mein Anwalt wäre auf meiner Seite. Obwohl ich ihm alles aufgeschrieben hatte, was er sagen sollte, hörte ich im Gerichtssaal kein einziges Wort davon. Der einzige Hinweis für den Richter, daß man hier tiefer graben müsse, waren die Worte: "Dies ist ein ungewöhnlicher Fall..." Dieser Satz kam aber nicht von meinem Anwalt; er kam von dem Anwalt, der erstens die Leitung von Point West mit Frau Cassidy an der Spitze und zweitens den KGB-Agenten James Cassidy vertrat. Er machte seine Sache wirklich gut und erklärte sich von vornherein in dieser Auseinandersetzung als Sieger. Mein Anwalt folgte ihm in seinen Fußstapfen. Beide Anwälte unterhielten sich nur noch über Dinge, die weder den Richter noch mich interessierten, aber offenbar für Anwälte von höchster Bedeutung waren - ihre Gebühren. Alles nach dem Motto - ich lasse dir deine Gebühren und du läßt mir meine. Das Ergebnis der ganzen Sitzung war, daß ich zu den Kosten für meinen Anwalt, auch noch den Anwalt des KGB bezahlen mußte. Das kurze Vergnügen ging in die Tausende - Anwälte sind kein Kleinfie+; sie kleckern nicht, sie klotzen - zumindest wenn sie Rechnungen schreiben. Danach nahm ich meinen Anwalt ins Gebet; er solle endlich anfangen, mich zu verteidigen. Das Ergebnis dieses Gespräches war, daß er nun einen Vorschuß von 15 000,- $ von mir haben wollte. Er glaubte mir offenbar kein Wort, für ihn gab es das Wort KGB auch nicht mehr. Ich bedankte mich für sein "Angebot" - und ließ ihn stehen. Ich fand auch keinen besseren Anwalt mehr. Der Not gehorchend, verteidigte mich von nun an selber. Der Schaden war aber schon nicht mehr zu reparieren. Bei so viel Unstimmigkeit zwischen einem Klienten und seinem eigenen Anwalt glaubte der Richter mir nichts mehr. Es war und ist in meinem ganzen Leben immer dasselbe; auf den Kampf mit meinen Feinden, den Kommunisten - bin ich vorbereitet; es sind aber immer diejenigen auf meiner Seite, die mich verraten, selbst wenn sie von mir bezahlt werden. Ich präparierte mich selber so gut wie ich konnte für den kommenden Prozeß Ende 1997. Ich hatte über 200 Beweisstücke zusammengestellt. Ich konnte nicht nur die Verbindung meiner Nachbarn zum KGB, sondern auch direkt zu dem Mord an Bert Herman zeigen, wenn jemand seine Augen auf machen, und mir zuhören würde. Ich hatte außerdem etwa 20 Zeugen, darunter hochrangige Offiziere des SSD und KGB, mit deren Hilfe ich die ganze Verschwörung gegen mich nicht nur hätte aufdecken können; ich hätte sie selbst auch in große Bedrängnis bringen können. Es war nur ein zivilrechtlicher Prozeß und mein Ziel war es nicht, einige Genossen einsperren zu lassen, obwohl das sicherlich ihre vielen Opfer gutheißen würden; ich wollte nur, daß sie vor meinem Haus verschwinden und mich in Ruhe ließen.

Die beiden Agenten vor meinem Haus trafen sich nun immer öfter, um die Lage zu besprechen. Dem KGB waren die privaten Vorstöße ihres Genossen Cassidy gar nicht recht. Er sollte mich auch nicht so offensichtlich provozieren. Ich hörte, wie sein leitender Offizier, der Genosse Somerville, unter anderem zu ihm sagte: "If you not obey you are on your own;" was so viel heißt wie: " Wenn du nicht gehorchst, lassen wir dich fallen."

Dann würde er kein Geld mehr bekommen und hätte auch nicht mehr den allumfassenden Schutz des KGB. Diese Details waren mir alle egal, wenn ich sie nur von meinem Haus vertreiben konnte. Dazu machte ich einen guten Schachzug:

Ich ließ als erste zwei hohen Offizieren eine Vorladung als Zeugen zu diesem Prozeß zukommen. Ich konnte damit zwar nur einen überraschen, aber das reichte schon. Die hohen Genossen bekamen alle einen Schock. Der Genosse Flounders (was der "Zappler" bedeutet), der nun seine Einladung zu meinem Prozeß hatte, suchte über seinen Laufburschen Alex E. Jazdanian sofort telefonischen Kontakt zu mir. Er konnte mich aber nicht anrufen, denn ich hatte mein Telefon abbestellt. (Ich wollte alles schriftlich, damit ich später alles belegen konnte.) So zwang ich den KGB, mir einen Brief zu schreiben, und ich schrieb am 14. Oktober 1997 zurück, was ich vom KGB wollte: die Genossen vor meiner Türe sollten verschwinden. Die Reaktion vom KGB kam promt: Beide Agenten vor meiner Türe stellten Schilder raus, und boten ihre Häuser zum Kauf an. Dies macht man hier gewöhnlich nur, wenn man vorhat umzuziehen. Das war alles was ich wollte.

 

Man konnte also mit dem KGB kommunizieren - und er erfüllte sogar meinen Wunsch! Die Schilder vor den beiden Häusern des KGB waren eine Augenweide für mich und eine sichtbare Bestätigung für ihre KGB-Mitgliedschaft. Ein besseres Bild konnte es für mich nicht gar nicht geben. Sie waren zusammen gekommen und zusammen werden sie wieder gehen. Mein Sieg über den KGB schien in greifbarer Nähe zu sein. Da spielte der Ausgang des Prozesses gar keine Rolle mehr. Die wichtigsten Dinge spielten sich außerhalb des Gerichtssaales ab. Man mußte den KGB nur ins Licht der Öffentlichkeit ziehen, dann verzogen sie sich wie die Vampire der Nacht.

Nachdem ich mein Telefonkabel gekappt hatte, sah ich das Ehepaar Somerville das esrte Mal spazierengehen. Zuvor war ihr Haus ständig besetzt gewesen. Eine zweite Frau hatten sie als Aushilfskraft. War es seine Frau gewesen, die ständig an meinem Telefon gehangen hatte? Ich hatte sie so gut wie nie draußen gesehen.

 

Jetzt schienen sie sich nur noch auf einen Umzug vorzubereiten.

 

 

Ich sah einen Hoffnungsschimmer; Jahre kommunistischer Gewaltherrschaft über mich würden endlich zuende gehen. Die Mauer würde endlich auch für mich fallen. Ich könnte daran gehen, mir mein eigenes Leben aufzubauen, Freunde zu haben - eine Familie zu gründen...

All dies sollte aber nicht sein. Der KGB hatte außerdem noch einen anderen Befehl gegeben. Genosse Cassidy sollte die ganze Sache vor dem Gericht stoppen. Er folgte dem Befehl und sein Anwalt zog alles, was er vorher gegen mich hatte, zurück. Na gut, dachte ich, da war aber noch die Sache mit meiner Gegenanzeige mit mehreren Punkten: von dem Sabotageakt an meiner Stromleitung, der Ermordung von Bert Herman bis zum versuchten Mord an mir war eine Menge Substanz drin - so dachte ich jedenfalls. Ich hatte viele Zeugen bestellt, mit denen ich direkt im Gerichtssaal die bisher versäumte Untersuchung machen würde, um langsam ein Bild der ganzen Verschwörung zu zeichnen. Ich hatte viel Stoff, der Prozeß würde lange dauern; meine Eröffnungsrede würde schon einen ganzen Tag füllen.

Ich hatte auch welche vom FBI als Zeugen geladen, damit ich beweisen konnte, daß ich mich schon vor dem Mord an Bert Herman an sie gewandt hatte. Sie versteckten sich aber vornehm hinter irgendeinem Gesetz, um nicht aussagen zu müssen.

In der Auseinandersetzung zwischen dem KGB und mir hatte der Richter jetzt das Sagen. Er hatte es jetzt in der Hand, wie mein jahrzehntelanger Kampf mit den Kommunisten ausgehen wird. Der Richter sah - wenn überhaupt etwas - nur blanken Unsinn, über den man nicht einmal ernsthaft in einem Gerichtssaal reden konnte. Es gibt dafür auch irgendeinen Paragraphen, den man Idioten-Paragraphen nennen könnte. Er soll wohl verhindern, daß Steuergelder durch völligen Unsinn in Gerichtssälen verschleudert werden; damit kein Till Eulenspiegel - oder eben einer wie ich - daherkommt, und allen nur die Zeit mit seinen Phantasien stiehlt und vielleicht aus einer Gerichtsverhandlung ein Kasperle-Theater macht. Das kann die Welt nicht zulassen! Wenige Tage vor dem Verhandlungstermin wurde alles abgeblasen. Nur die Kosten des anderen Anwaltes blieben mir wieder. Der zuständige Richter hatte im letzten Moment eine Entscheidung gefällt, die den KGB vor einer sich anbahnenden Katastrophe rettete.

Auch die Reporter, die darüber weiter berichten wollten, schweigen sich bis heute aus. Sie wollten es offenbar nicht einmal auf der letzten Seite unter der Rubrik: "Was sonst noch passierte...", bringen. Wer sich für den ganzen Vorgang interessiert, könnte die Akten Nr. CA-97-685 beim Gericht in Bradenton einsehen; sie sind öffentlich. Hier nur ein Beispiel: Ich hatte behauptet, daß auf seinem Grundstück mein Stromkabel beschädigt worden war. Ich hatte dazu Fotos von den Verdächtigen, Unterlagen von den Elektrizitätswerken und mehr, was sich der Richter aber gar nicht ansah. James Cassidy behauptet unter Eid, daß er kein Agent des KGB sei und daß auch kein Transformator in seinem Garten sei, der mich auch mit Strom versorgt. Für das Gericht war das offensichtlich völlig ausreichend. Da brauchten sie meine Beweise überhaupt nicht mehr zu prüfen. Diese Verfahrensweise war mir nicht neu; ich kannte das ja schon aus Bayern, als der SSD durch den Meineid einer Frau Schabenberger gegen mich gewann. Irgendetwas mußte ich in meinem Leben falsch machen. Mir hatte mal jemand gesagt, vor Gericht gewinnt der, der am meisten und am besten lügt. Ich hatte es damals nicht glauben wollen. Ich bin ein Leben lang dem Irrtum hinterhergelaufen, daß man mit der Wahrheit am weitesten kommt.

Dieser Transformator, den jeder im Garten der Cassidy's sehen kann, existiert überhaupt nicht - wie in den Gerichtsakten nun zu lesen ist.

Es ist kaum nötig zu sagen, daß nach dieser gerichtlichen Entscheidung zugunsten des KGB, ihre Schilder zum Verkauf ihrer Häuser wieder verschwanden. Der KGB atmete auf, alles war wieder beim Alten, sie spionierten und sabotierten weiter. Später, am 2. Februar 1998, schrieb ich noch einmal an den Genossen Flounders in der gleichen Sache (Anlage III 21 ). Ich bekam die Antwort am 25. Februar 1998 direkt von Frau Lucille Cassidy (Anlage III 22 ), in der sie mir sagte, daß sie nicht ausziehen werden. Wenigstens kommunizierte der KGB noch mit mir; an einen Erfolg glaubte ich nicht sehr. Jetzt lag auch nicht der Druck einer kommenden Gerichtsverhandlung auf den Kommunisten. Es ist eine alte Lebensweisheit: Wenn man nicht einen größeren Knüppel in der Hand hat als er selber, kann man mit einem Kommunisten nicht verhandeln.

- Ende -

?